Noch scheinen Weltwirtschaft und Börsen immun gegen das Coronavirus. Doch die Warner werden lauter, erste Frühindikatoren stürzen ab. Ist ihnen zu trauen?
Wenige Wochen nach dem Ausbruch des tödlichen Coronavirus sind die Folgen für Chinas Wirtschaft nicht mehr zu verdecken. Ganze Landstriche sind de facto unter Quarantäne gestellt, viele Fabriken in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stehen still. Und trotzdem scheinen Konjunktur und Aktienmärkte sonderbar immun zu sein gegen das Virus. Aber das könnte sich schon bald ändern, warnen pessimistischere Marktbeobachter. Traut man einem altbewährten Krisensignal, ist der nächste Crash näher als man denkt.
Das wichtigste Indiz der Krisen-Propheten ist der sogenannte Baltic-Dry-Index. Er misst, vereinfacht gesagt, jene Kosten, die anfallen, wenn Unternehmen Rohmaterialien per Containerschiff rund um den Globus schicken. Der Fokus auf Rohstoffe ist wichtig. Denn was heute als Vormaterial geliefert wird, wird morgen zu einem Produkt verarbeitet, übermorgen verkauft – und steigert so die Wirtschaftsleistung. Geht der Index also nach oben, deutet das auf bessere Zeiten hin. Fällt er, steigt die Gefahr einer Rezession.
Krisenindex um 80 Prozent abgestürzt
Heute befindet sich der Baltic-Dry-Index erneut in einem kritischen Zustand. Seit Herbst hat er über achtzig Prozent seines Werts verloren.
Grund dafür ist nicht das Coronavirus allein. Schon in den letzten Monaten des vergangenen Jahres brach der internationale Handel stark ein. Vor allem aus Asien seien vor der Jahreswende bereits deutlich weniger Containerschiffe angekommen, bestätigt der Hafen Rotterdam. Mit dem Stillstand der chinesischen Fabriken gehen die Schiffslieferungen weiter zurück. Ein Teilbereich des Index, der die Kosten der Schiffe misst, die zu groß sind, um durch den Panamakanal zu passen, ist sogar in den negativen Bereich und auf Rekordtief gesunken. Aber wie ernst muss man dieses Warnsignal nehmen?