Kunst und Leben

Belvedere: Wo die Avantgarde nachts tanzte

(c) Belvedere Wien (Foto: Johannes Stoll)
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Was für eine wunderbare, lebendige Ausstellung: „Into the Night. Die Avantgarde im Nachtcafé“ führt die Betrachter an der Hand an die verruchten Orte, wo radikal neue Kunst entstand. Von Wien bis Teheran und Osogbo.

Period Rooms“ nennt man einen luxuriösen Kunstgriff im internationalen Ausstellungsbetrieb, der sich hierzulande nie richtig durchgesetzt hat: Einen ganzen Raum im Stil einer Epoche zu gestalten. Stellen Sie sich vor, mitten in einem Wien-um-1900-Interieur zu stehen. Im Wiener-Werkstätten-Gesamtkunstwerk der 1945 zerbombten Fledermaus-Bar auf der Kärntner Straße, zum Beispiel. Sie können!

Im ganzen Unteren Belvedere samt Orangerie – und das ist selten großzügig – erstreckt sich jetzt eine fantastische Ausstellung, die mit genau diesen sinnlichen Entführungen in andere Zeiten, an andere Orte arbeitet. Ein – heute würde man sagen immersiver – Genuss, der in seinem großen Aufwand einer Kooperation des Belvedere mit dem Londoner Barbican Center zu verdanken ist. Zwölf legendäre nächtliche Szene-Treffpunkte der Avantgarden in Europa, aber auch in den USA, Südamerika, Afrika und dem Nahen Osten hat Kuratorin Florence Ostende ausgesucht, um ihre These zu untermauern, vielleicht eher auch zu begießen oder zu umtanzen: Die Avantgarden der Moderne nutzten Nachtclubs als „Inkubatoren für radikales Denken“, wo sie ihre interdisziplinären Modelle für ein anderes gesellschaftliches Leben, für ihre Utopien entwickelten und testeten.

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