Pizzicato

Die Karnevalsrepublik

Was ist bloß mit den Deutschen los, was mit Grundwerten wie Disziplin und Solidität, den preußischen Sekundärtugenden?

Der Karneval reißt die Republik in einen Taumel, in einen Reigen von Rücktritten. Vom Tollhaus Thüringen ganz zu schweigen. Geht das Land den Rhein hinunter – oder wahlweise die Spree und Isar?

Erst wirft CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) nach 14 Monaten entnervt hin. Dann entsagt Reinhard Marx, der barocke Erzbischof von München – laut „FAZ“ ein „Rambo mit Kardinalshut“ –, einer zweiten Amtszeit als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Er macht „einen auf Benedikt“. Schließlich macht sich Jürgen Klinsmann via Facebook nach elf Wochen als Trainer von Hertha BSC vom Acker: „HaHeHo, euer Jürgen.“

Ein Ringelreihen, ein Jobkarussell. Wie wäre es, würde Marx – zur Verzückung der SPD – die CDU übernehmen? Und wäre nicht Klinsmann, der schwäbische Bäckersohn, Protestant und Merkel-Freund, zum Kanzlerkandidaten prädestiniert? Angela Merkel wird als Anker der Stabilität, als Angela I., wohl bis 2030 durchdienen müssen. Um die Hertha kümmert sie sich gleich mit. Bleibt die Bischofskonferenz. AKK kommt nicht infrage, sie bleibt als Parteisoldatin bei der Truppe. Zur Not übersiedelt Christoph Schönborn im Ruhestand nach Köln, der Karneval-Hochburg am Rhein. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2020)

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