Frauen mit Stöckelschuhen auf Schotterstraßen. Schamanische Bräuche mit Burjaten-Wodka. Tiefblauer See und weiße Marmorblöcke. Buguldeyka, ein kleines Dorf am Ufer des Baikalsees, des tiefsten Sees der Welt, hat viele Geschichten.
Ein „+ 60“ schreibt die Angestellte am Busbahnhof von Irkutsk auf das Ticket. Sie spricht nur Russisch, doch so wird klar, dass die Marshrutka, also das Sammeltaxi zum kleinen Ort Buguldeyka am Baikalsee, eine Stunde Verspätung hat. Große und kleine, moderne und alte Busse mit sorgsam aufgeklebter Linien-Nummer kommen und fahren. Dann ein zerbeulter Kombi, zerkratzte Windschutzscheibe, keine Nummer, aber am Heck ist unter viel Staub der kyrillische Schriftzug Buguldeyka zu erkennen. Schnell hin, als dritter Passagier gesellt sich ein alter Mann dazu. Im Lauf der vierstündigen Fahrt steigen bei kurzen Stopps noch ein Kartoffelsack, Rohre, Baumaterial, Werkzeug und zwei dicke Taschen ein. Die letzten 40 Kilometer sind holprige Schotterstraßen durch einen Wald, bei der Ankunft im Ort ist es bereits finster. Der gewaltige Sternenhimmel macht klar, dass die urbane Zivilisation weit weg ist.
Im Blockhaus ist eingeheizt, die Gastfamilie wartet mit einem herrlichen Eintopf aus Karotten und Erdäpfeln, der Holzofen in der Banya glüht: Diese gemeinsame Sauna ist gleichzeitig das Badezimmer, nach dem Schwitzen wird heißes und kaltes Wasser in den weißen Emaille-Schüsseln gemischt, gut, dass vorsorglich ein Waschlappen mit ins Gepäck kam.