Glosse

Valentinstag: Der Tag der Liebe und der Geschlechtskrankheiten

Die Presse (Clemens Fabry)
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Wer immer noch der Meinung ist, der Valentinstag gehört allein den Liebenden und Blumenhändlern, der sollte einen Blick in die Presseaussendungen aus dem Jahr 2020 werfen.

Manchmal hat man es als Unternehmen/Verein/Partei nicht leicht. Eigentlich passiert nichts (oder zumindest nichts, was man über sich in der Zeitung lesen möchte), aber irgendwie möchte man den eigenen Namen doch wieder einmal in den Nachrichten platzieren. Eine Presseaussendung muss her und da kommt der jährliche Reigen der Feiertage sehr gelegen.

„Pünktlich zum ...“ ist eine der elegantesten Einleitungen und universell anwendbar. „Pünktlich zum Valentinstag ist die 48er-Erde wieder auf allen Wiener Mistplätzen und im 48er-Tandler erhältlich.“ Ein Date auf dem Mistplatz - oder doch auf der Skiflug-Schanze auf dem Kulm? „Am Freitag, dem Valentinstag, haben alle Frauen freien und die Männer ermäßigten Eintritt.“ Irgendwie unfair, lassen sich die Männer den Valentinstag in Österreich doch deutlich mehr kosten als die Frauen, wie wir aus diversen Online-Umfragen der Verbände und Kammern erfahren. Nur im progressiven Schweden ist es (laut diverser internationalen Online-Umfragen) umgekehrt. Soll noch einer sagen, dass die Gleichstellung den Männern nichts bringt!

Bleiben wir bei der Politik: „Angesichts des bevorstehenden ‚Valentinstags-Marsches‘ – eines offenbar von linken Agitatoren provozierten Grenzsturms durch illegale Migranten, die sich derzeit am Balkan befinden – werden die Versäumnisse der neuen Regierung einmal mehr deutlich“, warnt die FPÖ in einer Aussendung. Sanftere Oppositionspolitik macht die SPÖ: „Als Zeichen der Liebe rate ich, nur Ware von bester Qualität zum Valentinstag zu verschenken“, mahnt Petra Bayr, Bereichssprecherin für globale Entwicklung, auf das Fairtrade-Siegel zu achten.

Wer lieber speziesübergreifend liebt, ist beim VGT (Verein gegen Tierfabriken) gut aufgehoben. „Kuscheln mit Schweinen“ ist bei der „diesjährigen Valentinstagsaktion“ auf der Mariahilferstraße angesagt.

Ist der Valentinstag der „Tag der Geschlechtskrankheiten?“, fragt sich unterdessen ein Online-Gesundheitsportal. „Gerade jetzt nach einem romantischen Valentinstag ist es vielen Menschen peinlich, mit Rötungen und Pusteln im Genitalbereich bei einem Facharzt vorstellig zu werden.“ Viele würden Wochen zu spät kommen.

Während die Ärzte also erst nach dem Valentinstag alle Hände voll zu tun haben, bekommen ihn Schädlingskontrolleure am Flughafen Wien schon vorab zu spüren: „Valentinstag ist mit dem Muttertag und der Vorweihnachtszeit definitiv eine der Hochsaisonen für uns“, weiß ein Experte im APA-Gespräch. Überraschung - vor allem die Kontrollen von Schnittblumen nehmen „massiv zu, primär Orchideen und Rosen“.

Kommen die eigentlich aus China? Wer auf Nummer sicher gehen will, kann ja heuer auf Rosen verzichten. Wie wär's stattdessen mit: „Schatz, ich schenke dir einen Termin beim Facharzt für Geschlechtskrankheiten! Da haben wir beide was davon!“

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