G8-Gipfel: Nach außen harmonisch, intern zerstritten

Merkel blitzt Steuerforderung
Merkel blitzt Steuerforderung(c) EPA (TANNEN MAURY)
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Die G-8 präsentierten sich zum Auftakt des Gipfels harmonisch. Einig wurde man sich aber nicht: Deutschland ist mit der Forderung nach einer globalen Bankenabgabe und einer Finanztransaktionssteuer abgeblitzt.

Die Teilnehmer des G-8-Gipfels bemühen sich um Geschlossenheit. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte nach der ersten Arbeitssitzung am Freitag im kanadischen Huntsville: "Die Diskussion war nicht kontrovers."

Dennoch gab es keine Einigung über die beste Strategie für eine konjunkturelle Erholung. Die USA hatten vor dem Gipfel den Sparkurs Deutschlands und anderer europäischer Regierungen kritisiert. Washington setzt eher auf finanzielle Wachstumsimpulse - notfalls auch um den Preis neuer Schulden.

Deutschland ist mit der Forderung nach einer Bankenabgabe und einer Finanztransaktionssteuer auf dem Gipfel abgeblitzt. Diese Ablehnungsfront wird sich nach Merkels Worten noch verfestigen, wenn am Samstag die große G-20-Runde in Toronto zusammentritt.

"Einige Signale werden ausgehen"

Merkel zeigte sich überzeugt, dass der Gipfel in Fragen der Regulierung zumindest "Zeichen setzen" werde: "Einige Signale werden ausgehen, andere dann im Herbst von Südkorea, dem zweiten G-20-Gipfel in diesem Jahr." Vom Ziel, dass jeder Finanzmarkt, jeder Finanzmarktakteur und jedes -produkt angemessen überwacht werden müsse, dürfe man nicht abweichen. "Die Welt braucht eine neue Finanzmarktarchitektur", unterstrich die deutsche Bundeskanzlerin.

Angesichts der anhaltenden Differenzen in wirtschaftspolitischen Fragen bemühten die G-8 um Geschlossenheit bei anderen Themen. So versprachen sie am Freitag mehr Geld, um die Sterblichkeit von Kindern und Müttern in Entwicklungsländern zu verringern. Der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper ergriff die Initiative und sagte, sein Land werde 1,1 Milliarden Dollar (0,9 Milliarden Euro) zusätzlich bereitstellen. Die US-Regierung stellte 1,35 Milliarden Dollar in Aussicht.

Iran und Nordkorea auf der Tagesordnung

Am Samstag widmen sich die Staats- und Regierungschefs den außenpolitischen Konfliktherden. Auf der Agenda stehen unter anderem Gespräche über den Atomstreit mit Nordkorea und dem Iran.

Sowohl die USA als auch die europäischen Staaten dürften auf härtere Sanktionen gegen Teheran dringen. China und Russland stehen neuen Strafmaßnahmen skeptisch gegenüber.

Am Abend (Ortszeit) kommt dann in Toronto die Runde der G-20 zusammen, die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.

(APA)

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