Literatur

Der neue Handke: ärgerlich – und große Kunst

Peter Handke.
Peter Handke.imago images/SKATA
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Rachegedanken sind in Peter Handkes Erzählung „Das zweite Schwert“ Ausgangspunkt einer breit angelegten Reise- und Entwicklungsgeschichte. Ein Spiel vom Fragen, das in ein Weltpanorama mündet.

Peter Handkes neueste Erzählung handelt von einem, der aufbricht, um an einer bestimmten Frau Rache zu nehmen, die einst seine „heilige Mutter“ geschmäht hat (wodurch?). Dabei keimt in Albträumen auf, dass es die Mutter im Sohn sein mag, die sich rächen möchte (wofür?), während der Sohn – als habe es mit einem Rachevorhaben nicht sein Bewenden – zusätzlich von Rachefantasien gegen verschiedene Frauen gequält wird, namentlich gegen solche, die ihm „zu nahe kamen“ (warum?). Wodurch? Wofür? Warum? Dieses typisch Handke'sche Spiel vom Fragen hat etwas Entnervendes, der Leser spürt das Gleichnishafte, während er sich im Stillen fragt, ob dem Erzähler bloß die erforderlichen konkreten Antworten fehlten, die jeder halbwegs durchdachte Krimi bereithielte.

Sei's drum, es geht, wie so oft bei Handke, um nicht weniger als eine Menschheitserzählung, die zugleich eine höchstpersönliche Reise- und Entwicklungsgeschichte ist. Der Rächer, wie sich der Ich-Erzähler im Roman gern nennt, ist erst vor einigen Tagen auf seinen „Stammwohnsitz-Vorort südwestlich von Paris“ – also nach ungefähr dorthin, wo Handke selbst wohnt – zurückgekehrt, in ihm ist eine „Freude am Ort“.

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