Konzert

Sachlichkeit statt Weltschmerz im Konzerthaus

Bariton Matthias Goerne und Dirigent Christoph Eschenbach nahmen das nächste Abo-Konzert vorweg.

Matthias Goerne ist ein eigentümlicher Sänger: Seine Technik mit dem viel diskutierten gaumig-weichen Klang würde man sich nicht als Modell für künftige Generationen wünschen. Aber er kann damit besondere Ausdruckswerte erzielen – als ein Interpret, der seine Emotionalität klug dosiert und mit starkem Bewegungsdrang auf dem Konzertpodium die Energie aus dem Orchester herauszuziehen scheint. Im Konzerthaus formte er bei Gustav Mahlers Rückert-Liedern schon in der ersten Phrase von „Ich atmet einen linden Duft“ einen schwerelosen Bogen; „Blicke mir nicht in die Lieder“ unterfütterte er mit feiner Ironie. In „Liebst du um Schönheit“ aber plusterte er sich eingangs zu einem überzogen sonoren Altherrentonfall auf. Das samtig-dunkle, verschattete Timbre des Baritons ist mittlerweile rauer – und der Atem kürzer. Es schmerzte, dass in „Um Mitternacht“ notwendige Zäsuren die Grandezza der Phrasierung beeinträchtigten. Dabei hatte Christoph Eschenbach, seit Langem nicht nur am Dirigentenpult, sondern auch am Klavier ein bevorzugter Partner Goernes, keineswegs ein besonders hohes Tempo vorgegeben.

Schönbergs Brahms, wenig präzise

Und „Ich bin der Welt abhanden gekommen“? Da waren sich Goerne und Eschenbach wohl vor allem einig darüber, was ihre Deutung nicht sein sollte: sentimental, frömmelnd, salbadernd. Der Verzicht aufs Schwelgen im Weltschmerz bewirkte aber noch kein klares Profil. So blieb das Lied auch orchestral eher sachlich kühl, als dass es durch Schlichtheit zu Herzen gegangen wäre.

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