Karl-Heinz Grasser, Herbert Scheibner und Martin Bartenstein (v. l.) präsentieren die Gegengeschäftsvereinbarung.
Historie

Eurofighter – ein Drama in vier Akten

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner will eine Entschädigung von Airbus und räumt der Causa höchste Priorität ein. Damit ist ein neues Kapitel in der langen Geschichte der Eurofighter in Österreich aufgeschlagen.

1 Die Typenentscheidung: Warum Herbert Scheibner den Gripen wollte und den Eurofighter bekam.

Die Entscheidung für neue Abfangjäger war von Anfang an seltsam. Es begann mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der verkündete, eine „Wirtschaftsplattform“ werde die neuen Militärjets finanzieren. Wer sollte das sein? Und warum sollte irgendein Unternehmen das tun? Die Wirtschaftsplattform gab es dann natürlich nie. Verteidigungsminister Herbert Scheibner startete ein Beschaffungsverfahren, in dem nur zwei Anbieter übrig blieben: Saab mit dem Gripen und der EADS-Konzern (heute Airbus) mit dem Eurofighter. Die Bewertungskommission im Bundesheer entschied sich knapp für den Saab Gripen, Minister Scheibner ging mit ihm auch in die entscheidende Ministerrats-Vorbesprechung – um mit dem Eurofighter herauszukommen.

Im Hintergrund hatte sich in den Monaten davor einiges abgespielt. Beide Anbieter hatten ihre Lobbying-Maschinen angeworfen, bei Eurofighter weiß man, dass allein über den Lobbyisten Erhard Steininger 17 Millionen Euro geflossen sind. Eurofighter hatte aber noch eine Schiene: Für den Konzern Magna war Daimler-Chrysler einer der wichtigsten Auftraggeber, Daimler wiederum ist Teil des Eurofighter-Konsortiums. Und Magna hatte enge Kontakte zu Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der dort gearbeitet und ein Rückkehrrecht hatte. Nach außen hin zeigte sich Grasser generell skeptisch, was die Flieger betraf: Am besten kaufe man gar keine, sagte er, am ehesten vielleicht noch gebrauchte. Doch im Hintergrund entwickelte der Minister erstaunliche Aktivitäten: Er traf EADS-Vertreter und flog sogar – im Magna-Jet – zu Eurofighter nach Manching. Interne Dokumente von Eurofighter, die durch den Untersuchungsausschuss bekannt wurden, deuten darauf hin, dass Grasser schon recht früh die Weichen Richtung Eurofighter gestellt hat. In der zitierten Ministerratsvorbesprechung drehte Grasser gemeinsam mit Schüssel Scheibners Entscheidung – und begründete das dann mit einem interessanten Schwenk: Er habe ja gar keine Abfangjäger wollen – aber wenn schon, dann die besten.

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