Walk of Häme

Quarantänequalen

Quarantänequalen oder: Warum man auf die Vertrauensfrage immer nur ein „Nein“ bekommt.

Eigentlich müsste das chinesische Regime ja fast zufrieden sein. Eine Art medizinisch induzierte Ausgangssperre auf unbestimmte Zeit: Autokratenherz, was willst du mehr? Doch hat das Covid-19 (endlich hat die Lungenerkrankung einen Namen und noch dazu einen, der gut klingt) gleichzeitig jenes Unberechenbare, das autoritäre Regime oft ins Wanken bringt.

Bis dahin müssen wir unser Bild von Quarantäne nachhaltig adaptieren. Denkt man doch bei der Isolierung von Erkrankten eher an ein Intensivstationssetting (der Patient krank an sein Bett gefesselt, darf Zuspruch nur durch dicke Scheiben und medizinische Versorgung durch den Schutzanzug erhalten). Was wir aus China berichtet bekommen, ist aber ein wochenlanges Einsperren von Millionen Gesunden in ihren Wohnungen. Das trägt viele Blüten: Der erste Wohnzimmermarathon ist bereits absolviert. Der öffentlich-rechtliche Korrespondent spricht von den Möglichkeiten der Internetrecherche und der Schwierigkeit unter den gegebenen Umständen an Essen zu kommen, da die Pizzaboten nicht liefern. Auf Pizza als bevorzugtes Fast Food im Reich der Mitte wären wir auch nicht gekommen.

Neues gibt es auch von der SPÖ. Vom burgenländischen Landeshauptmann ist ja bekannt, dass er ein Narrativ für überflüssig hält. Sein Glück, sonst müsste er doch glatt erzählen, wie er auf die Idee gekommen ist, seine Lebensgefährtin im eigenen Büro anzustellen.

Und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner will nun eine Mitgliederbefragung zur Abstimmung über ihren Parteivorsitz nutzen. Die Vertrauensfrage stellt man in aller Regel nur nach einer kämpferischen Rede unter Ausnutzung des Momentums auf einem Parteitag. Als Frage, die innerhalb von drei Wochen zu Hause schriftlich beantwortet werden kann, ist sie uns bisher noch nicht untergekommen. Überhaupt gilt da das eherne Gesetz: Die Vertrauensfrage endet immer mit einem „Nein“, selbst wenn sie mit „Ja“ beantwortet wird. Gut möglich, dass die Mitgliederbefragung dann schon von der neuen SPÖ-Spitze ausgewertet werden wird.

In Deutschland wiederum lässt sich Friedrich Merz längst nicht mehr von abschlägigen Antworten beirren. Wenn Hartnäckigkeit eine politische Tugend ist, dann hat sich Merz eindrücklich als die Zukunftslösung empfohlen. Wenn nicht, dann eher nicht.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2020)

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