Sie sollen langsamer treten, die Enkel versorgen, keine Gefahren mehr eingehen – denken wir. Sie wollen Fallschirmspringen, sich verlieben, die Welt entdecken – sagen sie. Immer mehr Senioren bleiben im Alter jung. Was treibt sie an?
Franz Krieger führt ein aufregendes Leben. Er arbeitet als selbstständiger Berater für Firmen – Vollzeit. Dabei trifft und telefoniert er mit Geschäftsfreunden aus der ganzen Welt. Er berät die UN in Sicherheitsfragen, fliegt dafür noch gelegentlich in Krisengebiete, etwa im Nahen Osten oder in Afrika. Auch privat ist er gern im Ausland unterwegs. Wenn man ihm sagt „Fliegen wir morgen weg“, dann sei die Chance hoch, dass er einsteige, sagt er über sich selbst. Im Winter geht er Skifahren, im Sommer fährt der gebürtige Salzburger noch immer Wasserski – und in Wien mit dem Fahrrad.
Er liebt das Jagen, das Theater und trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden am Naschmarkt. Er trägt Jeans und Sakko, hält Frauen die Tür auf und wenn man mit ihm über Innen- und Außenpolitik spricht, kann er jedes Thema mit amüsanten Anekdoten aus seinem eigenen Leben untermauern.
Krieger führt ein Leben wie das eines erfolgreichen Mannes mittleren Alters, der schon mehr vom Leben gesehen hat als ein Student. Dabei ist Krieger keine 40 mehr, sondern 72 – und in Pension. Dass er schnell einmal für Anfang 60 geschätzt wird, glaubt man ihm trotzdem sofort. „Das Alter war bei mir nie ein Thema, weil ich mich durch meine Arbeit immer auf Trab gefühlt habe.“ Irgendetwas zwischen 40 und 60 fühle er sich, sagt er. „Aber jeder Vergleich hinkt“. Es ist ja auch egal. Er hat sowieso nie viel darüber nachgedacht.
»Er fühlt sich irgendetwas zwischen 40 und 60, „aber jeder Vergleich hinkt“.
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Das Streben nach Jugend. Ab wann ist man alt? Wie verbringt man die letzte Lebenshälfte? Was erwartet die Gesellschaft von einem? Was soll man von ihr einfordern? Diese Frage müssen sich immer mehr Menschen auf der Welt stellen. Allein in Österreich gibt es 2,2 Millionen Über-60-Jährige bei rund 8,9 Millionen Menschen.