Leitartikel

Rendi-Wagner, eine echte Politikerin

Pamela Rendi-Wagner.
Pamela Rendi-Wagner.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Die SPÖ-Chefin nimmt den Weg kopfüber durch die Wand und will sich die Unterstützung der Parteibasis holen, wenn sie die der Partei-Alphas schon nicht hat. Das ist riskant und beeindruckend zugleich.

Suggestivfragen waren schon immer die Spezialität der österreichischen Sozialdemokraten. Im roten Wien wurden die Wähler regelmäßig gefragt, ob die Sonne scheinen und das Sozialnetz sicher gespannt bleiben soll. Etwa 2010 mit bedeutenden Fragen wie: „Sind Sie dafür, dass die U-Bahn am Wochenende auch in der Nacht fährt?“ Oder: „Sind Sie dafür, dass in Wien die Möglichkeit geschaffen wird, neue Hausbesorgerinnen einzustellen?“ Sonderbarerweise stimmten die Bürger den großzügigen Plänen der Bürgermeister-Partei zu.

Pamela Rendi-Wagner, deren Hartnäckigkeit längst politischen Gegnern außerhalb der Partei Respekt abringt, nimmt nun Anleihe an dieser genialen Taktik der vorgegaukelten Basiseinbindung und ruft die Parteimitglieder zu einer Befragung auf. Dabei werden zahlreiche Positionen abgefragt und gebeten, diese von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“ einzustufen. Mit einer Frage verknüpft sie ihr Schicksal mit dem Mitgliedervotum: „Soll Pamela Rendi-Wagner Bundesparteivorsitzende bleiben, um für diese wichtigen Themen gemeinsam mit allen in der Partei zu kämpfen?“ Bei dieser Frage, die gleich nach dem Zwischentitel „Sicherheit“ kommt, gibt es keine Sehr-Nicht-Wichtig-Einstufung, sondern eine Folgefrage: „Wie wichtig ist es, dass die SPÖ bei aktuellen Themen ihre Positionen intern ausdiskutiert, aber dann nach außen eine klare, gemeinsame Linie zeigt?“ Was passiert, wenn Tausende Genossen einem „Ja“ zu Rendi-Wagner ein „nicht wichtig“ folgen lassen. Es geht weiter wie bisher.

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