Erhebung

Nachhaltige Geldanlage wird immer wichtiger

Was den Menschen wichtig ist: ihr Geld in jene Firmen zu stecken, die Rücksicht auf Umwelt und Klima nehmen.
Was den Menschen wichtig ist: ihr Geld in jene Firmen zu stecken, die Rücksicht auf Umwelt und Klima nehmen.(c) imago images / Panthermedia (´tang90246´)
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Jeder fünfte Österreicher ist inzwischen bereit, sein Geld nachhaltig zu veranlagen, bei den unter 30-Jährigen ist es sogar schon jeder Dritte. Die Fondsvolumina in diesem Segment steigen deutlich.

Wien. Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort, bei dem die meisten vor zehn Jahren noch die Augen verdrehten. Und das heute Schüler aus der ganzen Welt auf die Straße bringt. Sich mehr mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, gehört mittlerweile zum guten Ton. Zwischen Wunsch und Realität liegen aber nach wie vor Welten.

Doch die Menschen wollen nachhaltiger leben    – das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Spectra im Auftrag von Raiffeisen Capital Management. So gaben 72 Prozent der Befragten an, gern vermehrt auf verpackungsarme Produkte oder ökologische Reinigungsmittel setzen zu wollen. Auch bei Abfall, Entsorgung oder Ernährung (etwa fleischlose Tage) konnten sich die Umfrageteilnehmer einen nachhaltigeren Lebensstil vorstellen.

Sein Geld nachhaltig veranlagen will hingegen nur  – oder immerhin  – jeder Fünfte. Bei den Jungen (zwischen 18 und 29 Jahren) war es dagegen schon jeder Dritte. Auch wenn die meisten ihr Geld noch nicht in grüne Finanzprodukte stecken, messen dem Thema 41 Prozent eine hohe oder sehr hohe Bedeutung bei der Geldanlage bei.

Was den Menschen dabei wichtig ist: ihr Geld in jene Firmen zu stecken, die Rücksicht auf Umwelt und Klima nehmen. Und die faire Arbeitsbedingungen hochhalten. Rund die Hälfte der Befragten gab an, dass ihnen Transparenz bei der Veranlagung wichtig sei. Rund ein Drittel würde von Investitionen in den Bereichen Öl, Gas und Kohle absehen. Dass ihr grünes Geld nur in Österreich investiert wird (Stichwort „Home Bias“), spielt hingegen nur für jeden Fünften in der Altersgruppe 18 bis 29 eine Rolle, bei den über 50-Jährigen sind es 35 Prozent.

Von jenen, die sich bereits mit nachhaltigen Geldanlagen befassten, kannten die meisten laut Spectra nachhaltige Fonds. Diese konnten hierzulande deutlich zulegen. Im Vorjahr stieg das verwaltete Fondsvolumen in diesem Bereich gegenüber 2018 um 45 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro. Noch 2011 kamen nachhaltige Fonds auf ein Volumen von 1,6 Mrd. Euro.

Davon profitierte auch die Raiffeisen KAG. Ihre grünen Produkte erwiesen sich in Österreich, Italien und Deutschland als Wachstumstreiber, wie man in der Vorwoche mitteilte. Vor allem in der Bundesrepublik konnte man sich mit dieser Nische gegen große Mitbewerber behaupten. Inzwischen verwaltet die Raiffeisen KAG rund 6,5 Mrd. Euro an nachhaltigen Investmentfonds. Ein Plus von 110 Prozent gegenüber 2018. Vier der sechs absatzstärksten Produkte kamen 2019 aus diesem Bereich.

Fondssparen wird beliebter

Neben der klassischen Fondsveranlagung wird auch das Fondssparen immer beliebter. Durchschnittlich beliefen sich die monatlichen Zuflüsse auf 40 Mio. Euro, vor drei Jahren lag der Durchschnitt noch bei 30,7 Mio. Euro. Auch hier steigt die Nachfrage nach grünen Produkten. In Sachen Rendite stehen diese den konventionellen jedenfalls um nichts nach, betont man. Auch sind die Gebühren nicht höher, wiewohl der Aufwand für Fondsmanager deutlich größer ist.

Ob herkömmliche Investmentfonds eines Tages gar keine Rolle mehr spielen, wird sich zwar erst weisen. Bei Raiffeisen ist man allerdings schon jetzt dabei, die gesamte Produktpalette zu überarbeiten. Raiffeisen schließt bei der Veranlagung grundsätzlich Kohle, kontroversielle Waffen (etwa Streubomben) und Agrarrohstoffe aus. Gleichzeitig verfolgt man einen Best-in-Class-Ansatz. Man sucht sich für seine Fonds also das beste Unternehmen innerhalb einer bestimmten Branche oder Kategorie aus. Die Unternehmen müssen dabei nicht zwangsläufig Musterschüler sein, doch zeigen sie in der Regel den Willen, etwas zu bewegen. „Veränderungen dauern“, sagt Geschäftsführer Dieter Aigner, und „sie geschehen nicht von heute auf morgen. Wir reden mit den Unternehmen und lassen sie nicht im Stich.“ (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2020)

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