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Frühlingsboten im warmen Februar

Frühlingsfeature mit Schneeglöckerl am Angerberg
Frühlingsfeature mit Schneeglöckerl am Angerberg(c) Roland Mühlanger / picturedesk.com
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Zwei bis drei Wochen zu früh dran sind manche Pflanzen. Das betrifft auch Allergiker. Der Februar ist wie der Jänner deutlich zu mild. Der aktuelle Winter dürfte der zweitwärmste werden.

Wien. Die Schneeglöckchen sprießen im Wienerwald – und längst nicht nur dort entdeckten Spaziergänger am Wochenende die ersten Blüten. Wer nach Indizien für den Klimawandel sucht, der findet sie dieser Tage in Wald und Wiese. Mitte Februar sieht es in vielen Gegenden des Landes nach Frühling aus. Deutlich früher als sonst.

„Pflanzen wie die Schneeglöckchen sind etwa zwei bis drei Wochen zu früh dran“, sagt der Meteorologe Florian Pfurtscheller vom Wetterdienst Ubimet. Das liegt freilich nicht nur an ein paar warmen Tagen – sondern daran, dass es über den ganzen Winter schon viel zu mild ist. „Es ist seit Mitte Jänner eigentlich täglich zu warm.“ Und auf einen deutlich zu milden ersten Monat des Jahres folgt nun ein noch milderer zweiter. „Derzeit ist der Februar etwa 3,5 Grad zu warm, in Wien sogar noch deutlich mehr“, sagt der Meteorologe.

Der langjährige Durchschnitt – herangezogen werden dafür die Temperaturen in den 30 Jahren zwischen 1981 und 2010 – läge im Februar österreichweit bei rund null Grad, in Wien bei 2,2 Grad. „Und in Wien sind wir mit den ersten zweieinhalb Februarwochen bei einem Durchschnitt von sechs bis sieben Grad.“

Das Phänomen betreffe eigentlich fast jede Region des Landes – vom Bodensee über den Donauraum bis nach Wien und auch den Süden. „Wo es sich am wenigsten bemerkbar macht, ist in den inneralpinen Regionen wie dem Pongau, dem Pinzgau oder dem Ennstal“, sagt Pfurtscheller. „Dort ist es verhältnismäßig kühler, aber sonst ist es überall zu mild.“

Das wirkt nicht nur auf die ersten Frühlingsblumen wie Schneeglöckchen oder auf den Bärlauch, von dem hier und da ebenfalls bereits berichtet wird, sondern auch auf Bäume und Sträucher, die Allergikern Schwierigkeiten bereiten. Die Hasel – die laut Pfurtscheller  von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich blüht, ein paar Tage mit über zehn Grad genügen – hat ihren Blütegipfel überschritten.

Jetzt folgt laut dem österreichischen Pollenwarndienst die Erle, deren Hauptblüte durch die milden Temperaturen eingeleitet wurde. Schon fürs Wochenende wurde ein Belastungshöhepunkt prognostiziert. In den kommenden Tagen bringen vereinzelte Regenfälle etwas Entlastung für Allergiker.

Kein Wintereinbruch in Sicht

Mild bleibt es trotzdem. Und das wird sich laut Meteorologen Pfurtscheller in absehbarer Zeit auch nicht ändern. „Diese grundlegende Wetterlage mit dem milden Westwetter geht im Februar noch weiter.“ Es könne schon sein, dass es einmal ein, zwei Tage etwas kühler wird. „Zumindest im Februar ist aber laut derzeitigem Stand kein nachhaltiger Wintereinbruch in Sicht“, sagt der Meteorologe. „Und von Woche zu Woche sinkt auch die Wahrscheinlichkeit dafür.“

Ganz vorbei ist die Chance auf winterliches Wetter dennoch nicht. „Es kann durchaus sein, dass es im März doch noch einmal richtig kalt wird“, sagt Pfurtscheller. Es sei im März aber aus jetziger Sicht jede Richtung möglich: von spätwinterlich bis fast sommerlich. Prognosen seien hier schwierig. Auch, was neuen Schnee angeht, kann im Februar und März noch etwas kommen. Derzeit liegt laut Pfurtscheller auf 700 bis 1000 Meter eine dünne Schneedecke, viel Schnee gibt es erst ab 1400 oder 1500 Meter.

Rein meteorologisch gesehen ist der Winter allerdings schon fast gelaufen: Für die Wetterspezialisten beginnt dieser nämlich am 1. Dezember und endet am letzten Februartag. Und sicher ist schon jetzt: Der heurige Winter wird einer der wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen sein. „Dieser Winter wird wahrscheinlich der zweitwärmste sein“, sagt Pfurtscheller.

Der wärmste Winter dürfte voraussichtlich jener vor vier Jahren bleiben: 2015/16 waren die durchschnittlichen Wintertemperaturen laut dem Meteorologen um 3,1 Grad zu hoch. Der aktuelle Winter ist laut aktuellem Stand um 2,8 Grad zu warm. Die langjährige Durchschnittstemperatur für den Winter läge unterdessen bei um die null Grad, in Wien wäre sie bei 1,3 Grad, in Graz bei 0,6 Grad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2020)

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