Pizzicato

Sie, Giovanni

Die „Freie und Hansestadt“ Hamburg, so der offizielle Titel, wird am Sonntag ihre neue Bürgerschaft wählen. Üblicherweise interessiert dies nur die Bürger zwischen Elbe und Alster, nicht jene an Rhein, Main, Neckar, Spree, Isar oder gar an der Oder.

Die Zeiten sind aufgewühlt, und Hamburger FDP-Funktionäre müssen im Wahlkampf für die Wahl ihres Parteifreundes in Thüringen büßen. So berichtete es jedenfalls Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, beheimatet im Helmut-Schmidt-Haus – wo sich die Rauchschwaden der Mentholzigaretten des verstorbenen Altkanzlers noch nicht verzogen haben –, in der Talkshow von Anne Will. Die Wähler pöbeln indes auch Katharina Fegebank an, grüne Spitzenkandidatin, Vizebürgermeisterin und von Gegnern als „Salonsozialistin“ geschmäht. Die Radfahrerin hatte sich „geoutet“, zuweilen mit dem roten Ferrari ihres Mannes durchs Land zu brettern. Ja, darf sie denn das? Hierzulande weckte es Erinnerungen an den gebrauchten Porsche von Thomas Drozda.

Tröstlich nur, dass zumindest bei Anne Will die Umgangsformen gewahrt blieben. Will siezte di Lorenzo mit dem feinen Hamburger Sie: „Sie, Giovanni ...“ Di Lorenzo verfiel beinahe ins Du, besann sich dann aber eines Besseren. Noch sind – insbesondere in Hamburg – nicht alle Dämme gebrochen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2020)

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