Lohnverhandlungen

Die personellen Baustellen der Pflege

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Die Verhandlungen in der Sozialwirtschaft wurden ohne Ergebnis abgebrochen. Nun gibt es weitere Streiks. Die Gewerkschaft spricht von „Gesprächsverweigerung“. Ein Überblick über eine umkämpfte Branche, die irgendwie jeden betrifft.

„Es macht keinen Sinn mehr, weiter zu verhandeln“, sagte Eva Scherz, Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA-djp, am Montagabend zur „Presse“. Gegen 21 Uhr endete die jüngste Verhandlungsrunde über einen Kollektivvertrag in der Sozialwirtschaft ergebnislos. Die Gewerkschaft will am 26. und 27. Februar nochmals streiken.

Wie berichtet fordert die Gewerkschaft eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Dies käme einer Lohnerhöhung von 8,6 Prozent gleich. Die Arbeitgeber wollten über das Thema Arbeitszeitverkürzung nun nicht einmal mehr reden, ärgerten sich die Gewerkschafter, und warfen ihrem Gegenüber „Gesprächsverweigerung“ vor. Dem Vernehmen nach haben die Arbeitgeber, darunter Hilfsorganisationen wie das Hilfswerk und die Volkshilfe, heuer und nächstes Jahr 2,7 Prozent Lohnerhöhung angeboten. Da diese allerdings ab März, also nicht rückwirkend für das ganze Jahr gegolten hätte, wäre heuer also unterm Strich nur ein Plus von 2,45 Prozent herausgekommen.

Je länger die Verhandlungen dauern, umso verhärteter scheinen die Fronten zu sein. Die Verhandlungen sollen am 2. März fortgeführt werden. Hier ein Überblick über die umkämpfte Branche, mit der irgendwie jeder ein bisschen zu tun hat.

1. Um wie viele Beschäftigte geht es, und wie viel verdienen sie?

Die Sozialwirtschaft umfasst Sozialberufe, die nicht im kirchlichen oder staatlichen Bereich angesiedelt sind. Es geht um 125.000 Beschäftigte in rund 450 privaten Organisationen. Sie arbeiten als Tagesmütter, Hortpädagoginnen, Psychologen, Therapeuten, Jugend- und Behindertenbetreuer. Pflege und Betreuung ist der größte Bereich. Viele Organisationen haben mehrere Standorte – allein die Lebenshilfe rund 500. So kommt die Sozialwirtschaft auf mehrere Tausend Betriebe. Das Medianeinkommen der Angestellten im Gesundheits- und Sozialwesen betrug 2016 2226 Euro brutto im Monat, quer durch alle Branchen waren es 2862 Euro. Ein Sozialarbeiter im ersten Berufsjahr kommt auf einen Monatslohn von 2538,50 Euro brutto (Vollzeit), eine Heimhilfe auf 1875 Euro.

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