Angesichts Zehntausender Migranten auf Inseln wie Chios und Lesbos und von der Regierung geplanter neuer Lager fürchten viele Bewohner dort die Umwandlung ihrer Heimat in regelrechte „Gefängnisinseln“.
Athen. Straßenblockaden auf den Inseln, Demonstrationen in Athen, und eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof – einen Schritt vor der offenen Revolte stehen dieser Tage die Einwohner der „Flüchtlingsinseln“ Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros in der Ost-Ägäis. Grund: Die konservative Regierung in Athen griff vorige Woche zu einem radikalen Mittel – sie beschlagnahmte Grundstücke, auf denen neue, geschlossene Migrantenlager gebaut werden sollen, und desavouierte damit die – meist konservativen – Bürgermeister.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis riss offensichtlich der Geduldsfaden. Von der linken Vorgängerregierung begonnen, ziehen sich die Verhandlungen über Grund und Boden für neue Lager mit den Inselgemeinden schon Jahre hin; zum Ziel kam man, außer auf Samos, nie. Denn für diese bedeutet jede neue Lagerstruktur einen Schritt mehr in Richtung „Gefängnisinsel“, für sie besteht die Lösung im Abbruch der jetzigen Lager und im Weiterwinken der Menschen aufs Festland; das Gegenteil also von dem, was der Rest Europas, inklusive der eigenen Regierung, will.