Sanierung

Sechs Millionen Euro frisches Kapital für insolvente Sanochemia

APA/ROBERT JAEGER
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Um Konkurs und Zerschlagung des Pharmaunternehmens Sanochemia zu verhindern, soll eine Kapitalerhöhung durchgezogen werden. Der Firmensitz soll von Wien ins Burgenland verlegt werden.

Das seit Dezember insolvente Pharmaunternehmen Sanochemia soll 6 Millionen Euro an frischem Kapital bekommen, um den drohenden Konkurs und die Zerschlagung des Unternehmens abzuwenden. Das Geld soll vom bisherigen deutschen Haupteigentümer b.e. imaging GmbH kommen sowie von der EOSS Technologies Holding GmbH und der Wirtschaft Burgenland GesmbH. Das teilte Sanochemia  mit.

Die dafür notwendigen Beschlüsse sollen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 11. März 2020 in Eisenstadt erfolgen.

Um den Bilanzverlust in Höhe von 24,35 Millionen Euro abzudecken, soll zunächst eine Herabsetzung des Grundkapitals von 15.649.831 Euro auf 1.304.153 Euro durch Zusammenlegung von Stammaktien von Verhältnis 12:1 beschlossen werden. Das herabgesetzte Grundkapital soll dann um sechs Millionen Euro  erhöht werden, und zwar durch die Ausgabe von 6 Millionen auf Namen lautende Stammaktien gegen Bareinlage - das alles unter der Bedingung, dass zuerst der Sanierungsplan angenommen und rechtskräftig bestätigt werden muss.

Da die Zeit drängt, soll die Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Bezugsrechte erfolgen, da sonst ein öffentliches Angebot notwendig wäre und ein Prospekt erstellt werden müsste, was mehrere Monate dauern würde. "Die dringend benötigte kurzfristige Eigenmittelzufuhr wäre daher in Form eines Bezugsrechtsangebots unmöglich und selbst wenn, wäre sie mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.

Der deutsche Sanochemia-Großkunde b.e. imaging GmbH war im Jänner 2019 im Rahmen einer Kapitalerhöhung als Aktionär eingestiegen und hält derzeit 32 Prozent der Sanochemia-Anteile. Auch die Aktien der b.e. imaging werden im Verhältnis 12:1 herabgesetzt. An der jetzt geplanten Kapitalzufuhr wollen sich auch die EOSS Technologies Holding GmbH und die Wirtschaft Burgenland GesmbH (WiBuG) des Landes Burgenland beteiligen - alle drei mittelbar über die Beteiligungsgesellschaft bew Beteiligungs GmbH. Die Schweizer Inpharsearch, die derzeit 25 Prozent an der Sanochemia hält, zieht bei der Kapitalerhöhung nicht mit, hieß es auf Anfrage.

Auf der Tagesordnung der a.o. HV am 11. März steht auch die Aufstockung des Aufsichtsrates von derzeit drei auf künftig vier Mitglieder sowie die Verlegung des Firmensitzes von Wien nach Neufeld/Leitha, wo der Großteil der mehr als 160 Dienstnehmer beschäftigt ist.

Die Sanochemia-Aktien wurden bis 14. Jänner 2020 im Dritten Markt der Wiener Börse gehandelt. Der Kurs der Aktie betrug am 14. Februar 2020 an der Frankfurter Börse acht Cent.

Sanochemia hatte am 16. Dezember 2019 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Den 282 Gläubigern wurde die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent angeboten. Die Verbindlichkeiten wurden seinerzeit mit 49 Millionen Euro beziffert, die Aktiva mit 22 Millionen Euro. Mitte Jänner wurde das Delisting der Sanochemia-Aktien an den Börsen Wien und Frankfurt beschlossen.

Als Wurzel der für die Insolvenz ursächlichen "Liquiditätslücke" bezeichnete Sanochemia im Dezember die 2018 im Frühjahr erfolgte Einschränkung des wichtigen GMP-Zertifikats (Good Manufacturing Practice/Gute Herstellungspraxis für Arzneimittel), verfügt vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Damit durfte Sanochemia bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen oder selbst die Qualität prüfen.

(APA)

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