Der Prozess gegen Harvey Weinstein geht ins Finale. Dem ehemaligen Hollywood-Mogul droht lebenslange Haft.
Im Prozess gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein wegen mutmaßlicher Sexualverbrechen ziehen sich die Geschworenen am heutigen Dienstag (15.30 Uhr MEZ) zu ihren Beratungen zurück. Die zwölfköpfige Jury in New York muss entscheiden, ob der frühere Filmproduzent in fünf Anklagepunkten - darunter Vergewaltigung und erzwungener Oralsex - schuldig oder unschuldig ist.
Die Beratungen darüber können mehrere Tage dauern. Bei einer Verurteilung droht Weinstein lebenslange Haft, über das Strafmaß würde aber erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Mehr als 80 Frauen haben dem 67-Jährigen sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. In dem New Yorker Prozess geht es aber nur um zwei Fälle: Weinstein soll 2006 einer Frau Oralsex aufgezwungen und 2013 eine andere Frau vergewaltigt haben. Der Gründer des Miramax-Filmstudios weist die Vorwürfe zurück und spricht von einvernehmlichem Sex. Das Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die weltweite #MeToo-Bewegung ausgelöst.
Harvey Weinstein war einer der mächtigsten Männer Hollywoods. 2017 änderte sich alles. Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Dutzende Frauen haben zum tiefen Fall des "Pulp Fiction"-Produzenten geführt. Weinstein, den Schauspielerin Meryl Streep (im Bild) einmal als "Gott" bezeichnete, ist jetzt ein geächteter Mann. Am 6. Jänner begann in New York der Prozess gegen den 67-Jährigen, Ende Februar wurde er schuldig gesprochen. Getty Images Mehr als 80 Frauen haben Weinstein - einst einflussreicher Studio-Boss, Garant für Kinoerfolge und Oscars, Herr über Karrieren und scheinbar unantastbar - jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek, Gwyneth Paltrow und Rosanna Arquette. Die Vorwürfe traten im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen los. Getty Images Bei dem New Yorker Prozess, der mit der Auswahl der Geschworenen beginnt, geht es aber nur um zwei Fälle: Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi wirft dem Gründer des Miramax-Filmstudios vor, ihr 2006 in seiner New Yorker Wohnung Oralsex aufgezwungen zu haben. Eine anonyme Frau beschuldigt Weinstein zudem, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. Reuters Bei dem Prozess wird auch "Sopranos"-Darstellerin Annabella Sciorra als Zeugin aussagen. Sie gibt an, Weinstein habe sie vor mehr als 25 Jahren vergewaltigt. Die Vorwürfe sind zwar wie bei vielen anderen Frauen verjährt - die Staatsanwaltschaft will aber die Jury davon überzeugen, dass es bei Weinstein ein Muster sexueller Gewalt gab. APA/AFP (VALERIE MACON) Weinstein hat die Vorwürfe, die im Oktober 2017 von der "New York Times" publik gemacht wurden, stets zurückgewiesen. Der einstige Hollywood-Mogul spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen erklärte er, damals seien die Zeiten ganz einfach anders gewesen: "Ich bin in den 60er und 70er Jahren groß geworden, als die Regeln zu Verhalten und Arbeitsplätzen anders waren." Reuters Sein von der Strafverteidigerin Donna Rotunno (hier im Bild) angeführtes Anwaltsteam dürfte im Prozess versuchen, die Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Opfer in Zweifel zu ziehen. Die Anwälte haben E-Mails und Textbotschaften vorgelegt, die zeigen sollen, dass die Frauen Weinstein noch Monate nach den mutmaßlichen Angriffen freundschaftlich verbunden waren. Die Anwältin von Haleyi und Sciorra, Gloria Allred, fürchtet, dass sich ihre Mandantinnen auf "brutale Kreuzverhöre" gefasst machen müssen. APA/AFP (BRYAN R. SMITH) Weinsteins Anwälte könnten auch den Fall Lucia Evans vorbringen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2018 das Verfahren zu Vorwürfen des erzwungen Oralverkehrs der einstigen Schauspielerin einstellen müssen. Evans hatte anscheinend einer Freundin erzählt, sie habe Weinstein im Gegenzug für eine Rolle freiwillig befriedigt. Getty Images Weltweites Medieninteresse ist sicher, wenn Richter James Burke am Montag den auf rund sechs Wochen angelegten Prozess eröffnet. Weinstein, derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß, droht bei einer Verurteilung lebenslange Haft. REUTERS Doch auch wenn der 67-Jährige freigesprochen wird: Die Karriere des Mannes, der hinter Erfolgen wie "Shakespeare in Love", "The Artist" und "The King's Speech - Die Rede des Königs" steht und dessen Filme insgesamt 81 Oscars gewannen, ist in Trümmern. Weinstein ist ein Verstoßener, sein Millionenvermögen seit Bekanntwerden der Vorwürfe zusammengeschmolzen, seine Weinstein Company pleite. REUTERS Geschwächt und bleich wirkte Weinstein, als er im Dezember zu einer Anhörung vor Gericht erschien. Kürzlich musste er sich einer Rückenoperation unterziehen. REUTERS Von Einsicht ist unterdessen wenig zu merken. Mitte Dezember sorgte Weinstein mit einem Interview für Empörung, in dem er sich als "Pionier" der Frauenförderung in Hollywood bezeichnete. Er habe mehr Filme von Frauen und über Frauen produziert als jeder andere Produzent vor ihm - das werde jetzt "vergessen". REUTERS Die Geschichte hat ein anderes Urteil über Weinstein gefällt. Zu welchem Urteil die Geschworenen kommen werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. REUTERS Der Herr der Karrieren am Abgrund (APA/AFP)
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