KUNDGEBUNG GEWERKSCHAFT DER PRIVATANGESTELLTEN, DRUCK, JOURNALISMUS, PAPIER (GPA-DJP), GEWERKSCHAFT VIDA 'FORDERUNG NACH 35-STUNDEN-WOCHE IN DER SOZIALWIRTSCHAFT
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Mitreden bei der Arbeitszeit: Sind 40 Stunden zu viel?

Arbeitnehmervertreter drängen auf eine Arbeitszeitverkürzung in allen Branchen. Kann sich Österreich eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich leisten? Sind 40 Stunden in Stein gemeißelt? Diskutieren Sie mit!

Gewerkschaft und Arbeiterkammer trommeln derzeit nicht nur (mit simplen Klischees) für die Millionärssteuer, sondern auch für eine Verkürzung der Arbeitszeit in allen Branchen. Konkret soll die 35-Stunden-Woche in der Sozialwirtschaft erreicht werden, und das mit allen Mitteln. In den aktuellen Kollektivvertragsgesprächen ist es die einzige Forderung. Eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich käme allerdings einer Lohnerhöhung von 8,6 Prozent gleich, wie Jeannine Hierländer erklärt. Und das, sagen die Arbeitgebern, können sie sich nicht leisten. Die Folge: Streiks.

Streiks seien auch genau das, was sich die SPÖ - die nun Opposition gegen Türkis-Grün machen muss - wünscht, kommentiert Wirtschaftsressortleiter Gerhard Hofer. Sie habe die alte Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung aus „der Mottenkiste“ geholt - eine „österreichische Enteignungsphantaise“, die am Kern des Problems vorbei gehe. Denn: „Die Arbeitszeitverkürzung ist nicht nur unfinanzierbar, sie ist ein völlig falsches Signal für einen Beruf, der immer wichtiger wird und dem auch mehr gesellschaftliche Anerkennung zustehen würde."

Aber: Ist eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden (bzw. 38,5) noch zeitgemäß? Immerhin hat sich seit der Einführung im Jahr 1975 einiges verändert auf der Welt. Einerseits zeigen Volkswirtschaften wie China vor, dass viel mehr als 40 Stunden geht. Andererseits wird in Ländern wie Österreich der Wunsch nach mehr sogennanter Work-Life-Balance immer größer, viele würden laut einer Umfrage für kürzere Arbeitszeiten auch Lohneinbußen in Kauf nehmen.

Diverse Firmen-Experimente zeigen außerdem, dass eine Arbeitszeitverkürzung nicht automatisch mit Produktivitätseinbußen einhergeht. Norbert Rief fragt sich allerdings, ob das noch so bleibt, wenn die Vier-Tage-Arbeitswoche zum Dauerzustand wird: „Ob man nicht dann wieder in den Alltagstrott mit kollegialen Plaudereien und Internetsurfen verfällt und die Produktivität dadurch wieder sinkt?"

Ein Befürworter der Arbeitszeitverkürzung ist Oliver Picek,Chefökonom des sozialliberalen Momentum Instituts. Er meint in einem Gastkommentar: „Keine Angst vor der 35-Stunden-Woche“.

Die 35-Stunden-Woche wurde übrigens schon vor langer Zeit umgesetzt, und zwar in Frankreich. Warum das Land nicht als Vorbild dient, hat Christian Höller bereits vor einigen Jahren zusammengefasst.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Sind 40 Stunden in Stein gemeißelt? Kann sich Österreich eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich leisten? Oder: Geht die Debatte völlig an den wahren Herausforderungen des Arbeitsmarkts vorbei?

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