Die G20 lieferten in Toronto ein Schauspiel der Ohnmacht. Daran ändert auch die gut verkaufte Einigung über Defizite und Schulden nur wenig.
Na immerhin, sind wir Optimisten geneigt zu meinen, etwas hat dieser G20-Gipfel ja doch bewirkt: Die europäischen Sparmeister und Kanada haben die USA dazu gebracht, von der Schuldenpolitik auf Sicht Abstand zu nehmen. Bis 2013 sollen die reichen Mitglieder ihre Defizite halbieren, bis 2016 gar keine mehr machen. Das ist angesichts dramatischer Staatsschuldenquoten von über 100 Prozent zwar ohnehin unumgänglich, soll das Wachstum nicht auf Dauer leiden. Aber ein solch gemeinsames Gelöbnis hat doch sein Gutes, wer weiß, was kommt.
Hoffentlich nichts Unvorhergesehenes. Denn dann sind Gipfelschwüre nur mehr Schall und Rauch. Dafür schuf Toronto jene „negative Klarheit“, die auch Angela Merkel beim Scheitern ihrer Globalsteuerpläne empfand. Ein freierer Welthandel? Nicht mehr heuer, obwohl hoch und heilig versprochen. Mehr Eigenkapital für Banken, um ihr Risiko zu reduzieren? Jeder, wann er will und kann. Die schöne Zusage von 2005, zusätzliche 50 Milliarden Dollar gegen die Armut? Weit verfehlt und gar nicht mehr erwähnt.
Angesichts dieses Schauspiels der Ohnmacht tun auch wir hartgesottenen Optimisten uns schwer. Drehen wir es so: Früher war es undenkbar, dass sich die 20 mächtigsten Staatenlenker über etwas anderes einigen als über Krieg und Frieden. Eine Krise hat sie zusammengeschweißt, jetzt müssen sie sich neu finden. Geben wir ihnen dafür bis 2013 Zeit. Und bis 2016 mögen sie sich dann auch unser Vertrauen verdienen. (Bericht: Seite 1)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2010)