Weniger Fläche, mehr Community, viel Nachhaltigkeit. Und die Leistbarkeit des Wohnens. Ein Blick auf die Entwicklungen der nächsten Jahre.
Massenaufläufe, wenn in Berlin-Neukölln eine Wohnung vermietet wird, in Hongkong quetschen sich die Menschen gemeinsam auf wenigen Quadratmetern zusammen. In London gibt es Wohnflächen mit zehn Quadratmetern zu mieten, größer ist nur leistbar, wenn man lange Anfahrtswege in Kauf nimmt. So extrem ist die Lage in Österreich noch lange nicht. Auch wenn beispielsweise die Experten von Re/Max für das heurige Jahr wieder steigende Preise erwarten. Es geht nach oben, allerdings moderat.
Eigentlich ein guter Zeitpunkt, um Änderungen einzuleiten. Denn, dass in den kommenden Jahren ein – über Partei- und Systemgrenzen hinweg – gemeinsamer Weg gefunden werden muss, leistbares Wohnen zu ermöglichen, ist unbestritten. Es wäre gerade jetzt notwendig, Akzente zu setzen und speziell in den kommenden Jahren die Dynamik des Marktes nicht sich selbst zu überlassen, betonen die Experten. Der Fachverbandsobmann der Immobilen- und Vermögenstreuhänder Georg Edlauer befürchtet allerdings, „dass die bekannten Themen, die schon längst angegangen hätten müssen, weiterhin dahindümpeln werden.“ Dass Reformen und Änderungen jedoch mit Bedacht vorzunehmen sind, um eine für alle Beteiligten nachhaltige Verbesserung herbeizuführen, betont naturgemäß Martin Prunbauer, Präsident des österreichischen Haus- und Grundbesitzerbundes.
Leistbares Wohnen ist zentrales Thema. An Lösungen muss gearbeitet werden.
Wohnen je nach Lebenssituation
Wärme, Licht, Ruhe, Erholung, Schlaf, Sicherheit, Vertrautheit, Privatsphäre: Diese Bedürfnisse sollte das Wohnen für die Menschen abdecken. Der Wohnraum ist „mehr als ein Rückzugsort, er ist integraler Lebensmittelpunkt“, sagt etwa Anita Körbler, Geschäftsführerin von Wohnsalon Immobilien. Ob Haus oder Wohnung, Miete oder Eigentum, zentrumsnah oder am Lande: Bedingt werden unterschiedliche Wohnformen durch unterschiedliche Lebenssituationen, die durch Änderungen im persönlichen Umfeld, berufliche Schritte oder den ganz normalen Alterungsprozess hervorgerufen werden. „All diese Einflüsse gab es schon immer“, meint Roland Pichler, Geschäftsführer von Die Wohnkompanie, sie seien in der heutigen Gesellschaft aber „leichter wirksam, sozusagen öffentlicher“. Dadurch seien die Ansprüche und Anforderungen an die Wohnprodukte deutlich vielschichtiger, es sei „erforderlich und legitim“, dass es viele verschiedene in verschiedenen Größen und Finanzierungsformen gebe.
Abseits von Ansprüchen und Größen geht es darüber hinaus immer mehr darum, den vielbesprochenen leistbaren Wohnraum zu schaffen. „Die Immobilienpreise für das Wohnen entkoppeln sich immer stärker vom verfügbaren Einkommen“, warnt etwa Georg Spiegelfeld, Präsident des Immobilienrings Österreich. Vor allem die Mittelschicht sei von den gestiegenen Belastungen immer stärker betroffen. Konnte sich diese 2006 mit zehn Jahresnettogehältern noch eine etwa 120 Quadratmeter große Wohnung in der Stadt leisten, so sind es 2018 nur noch rund 75 Quadratmeter. „Die benötigten Finanzierungsmittel für Wohneigentum werden auch für die Mittelschicht immer höher. In den letzten zehn Jahren sind sie um rund 100.000 Euro angewachsen“, erklärt Spiegelfeld. Aus Kostengründen reduziere sich daher die Wohnfläche und das betreffe die Miete genauso wie das Eigentum.