Lagertechnik

Neuer Höhepunkt in der Automatisierung

(C) Knapp
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Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Das gilt auch in der Intralogistik, die sich immer stärker der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz verschreibt.

Hoch ambitioniert sind die Pläne des deutschen Online-Versandhändlers Zalando. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird ein Bruttowarenvolumen von 20 Milliarden Euro anvisiert, um zur ersten Anlaufstelle für Mode in Europa zu avancieren. Der Weg führt über ein neues Distributionszentrum in den Niederlanden, Nähe Rotterdam, von dem aus künftig Kunden im westeuropäischen Raum beliefert werden sollen. Zwei Jahre und 200 Millionen Euro sind für die Errichtung des Logistikstandorts nahe Rotterdam projektiert, der Platz für rund 16 Millionen Artikel bieten und an Spitzentagen den Versand von mehreren Hunderttausend Stück sicherstellen wird. Für den notwendigen Automatisierungsgrad setzt Zalando auf Knapp, den österreichischen Hersteller für Intralogistiklösungen und Systeme im Bereich Lagerlogistik und Lagerautomation.

Matrixsortierung

„Im Mittelpunkt steht ein Shuttle- und Sortiersystem, das die Flexibilität für häufige Sortimentswechsel unterstützt und für ergonomische und fehlerfreie Kommissionierung an den sogenannten Pick-it-easy-Stationen sorgt“, erklärt Knapp-Executive-Vice-President Heimo Robosch. Die Sortier-Aufgabe löse man mit einer Transporttasche, verbunden mit einem Hängewarensystem. Dabei bringt ein Sortieralgorithmus beliebig kommissionierte Teile in eine exakte Reihenfolge. Liege- und Hängewarenaufträge werden so konsolidiert und in der für die Auslieferung exakten Sequenz an den Packplätzen zusammengeführt. „Mit diesem System unserer Tochter Dürkopp stellen wir an den Packplätzen nur genau solche Artikel zur Entnahme aus der Sortiertasche bereit, die einem einzigen Kundenauftrag zugeordnet sind. Erst nach Abschluss eines Packauftrags fährt der nächste Auftrag vor“, so Robosch. „Die Verschlankung aller Lagerprozesse führt zu einer Kostensenkung bei gleichzeitig optimierter Durchlaufzeit, die für E-Commerce-Unternehmen entscheidend ist.“

„In Anbetracht des wachsenden E-Commerce mit dem sich verändernden Bestellverhalten der Kunden gewinnt die Automatisierung in der Intralogistik kontinuierlich an Bedeutung“, weiß auch Harald Schröpf, CEO der TGW Logistics Group. Das weltweit operierende Unternehmen mit Hauptsitz in Marchtrenk, Oberösterreich, hat sich in den letzten Jahren unter anderem mit der Kommissionier-Robotiklösung Rovolution einen Namen gemacht. „Erkenntnisse aus den Bereichen kognitive Robotik, Machine Learning und Bilderkennung bilden die Basis für die Technologie. Unerwartete Ereignisse werden autonom und ganz ohne menschlichen Eingriff korrigiert, das ermöglicht unterbrechungsfreies Arbeiten rund um die Uhr“, so Schröpf.

Digitale Zwillinge

Nun wurde das Robotik-Portfolio um einen sogenannten digitalen Zwilling ergänzt. Das digitale Abbild, das mit der physischen Anlage verbunden ist, macht das Robo-Verhalten sichtbar, nachvollziehbar und vorhersagbar. Mit seiner Hilfe kann man Daten analysieren, aus ihnen lernen und sie in 3-D-Modellen visualisieren. So lässt sich der aktuelle Zustand von Rovolution überwachen sowie mit einer Replay-Funktion in die Vergangenheit schauen, um Ursachen für unerwartete Ereignisse nachzuvollziehen. Möglich wird auch den Blick in die Zukunft, etwa um vorherzusagen, wann bestimmte Wartungen erfolgen müssen.

Die Nutzer profitieren von Performancedaten in Echtzeit, Transparenz und gesteigerter Produktivität. „Technologien wie etwa künstliche Intelligenz spielen in der Intralogistik künftig eine entscheidende Rolle. Mit ihrer Hilfe lassen sich hochkomplexe Informationen verstehen und Vorhersagen für künftige Szenarien treffen“, bringt es Schröpf auf den Punkt. Damit rücken vernetzte Systeme in der Intralogistik, die in der Lage sind, sich selbst zu optimieren, in greifbare Nähe – mit enormem Potenzial für die gesamte Branche.

Wie groß dieses Potenzial ist, werden nicht zuletzt jene rund 1650 Aussteller unter Beweis stellen, die sich Mitte März bei der LogiMAT 2020 in Stuttgart präsentieren. Im Fokus stehen neben den von künstlicher Intelligenz getriebenen Systemen für die Prozessautomatisierung auch Lösungen der nachhaltigen Art – am Beispiel eines neuen Stapler-Fahrkonzepts, das vom Hamburger Intralogistik-Spezialisten Jungheinrich vorgestellt wird. „Mit dem P30i haben wir einen Lithium-Ionen-Stapler entwickelt, der Leistungsstärke, Robustheit und Fahrkomfort eines Verbrenners mit der Wirtschaftlichkeit und Emissionsfreiheit eines Elektrostaplers kombiniert“, sagt Vertriebsvorstand Christian Erlach. Geplant ist die Markteinführung Ende 2021. Laut Erlach soll der P30i die Weichen für eine ressourcenschonende Intralogistik stellen und „als Game Changer den Anfang vom Ende des Dieselstaplers bedeuten“.

LOGIMAT 2020

Mit mehr Ausstellern als je zuvor und einem komplett belegten Messegelände vermeldet die LogiMAT 2020 bereits vor der Eröffnung am 10. März neue Rekorde. Rund 1650 internationale Aussteller aus aller Welt, darunter 210 Software-Hersteller, präsentieren in Stuttgart drei Tage lang die jüngsten Innovationen und zukunftsfähigen Lösungen für die intelligente Steuerung moderner Prozesse in der Intralogistik. www.logimat-messe.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2020)

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