Angela, geh du voran!

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther findet, seine Partei, die CDU, solle weiterhin auf Angela Merkel setzen. Ein absurdes Symptom der Zukunftsangst der Union.

„Mit Angela Merkel haben wir als CDU alle Chancen, ein sehr gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl zu holen“. Ein Zitat das aus welchem Jahr stammt? 2005 - bei ihrem ersten Antritt? 2013 - kurz vor ihrem größten Wahlsieg auf Bundesebene? Weit gefehlt. Wir schreiben das Jahr 2020. Und gesagt hat das der deutsche CDU-Politiker und Ministerpräsident Daniel Günther bei einer Diskussion über die Suche seiner Partei nach einem neuen Chef, einer neuen Chefin. 

Da bewerben sich (zum Zeitpunkt von Günthers Aussage) drei wohl vernetzte und in ihren Flügeln beliebte Parteiherren zur Nachfolge und Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, will lieber den Mythos Merkel in den Wahlkampf schicken, als mit neuen Gesichtern zeigen, wofür die Union auch in der Zukunft stehen kann.

Wie stellt Günther sich das vor? Wahlkampf mit einer Galionsfigur Merkel also, die seit 2005 Bundeskanzlerin ist, vor einem Jahr den CDU-Vorsitz abgegeben hat und noch - wenn alles planmäßig abläuft - zwei Jahre Kanzlerschaft abarbeitet. Jene Angela Merkel, deren Karriereende seit mindestens fünf Jahren herbeigeschrieben wird und das sich seit über einem Jahr hinzieht. Jene Merkel, deren Wunschnachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauers nach einem Jahr schon hinschmiss.

»Retro war schon ein Ausdruck der Angst vor etwas Neuem.«

Merz, Laschet, Spahn ante portas? Mittlerweile hat ja auch Norbert Röttgen seinen Hut in den Ring geworfen. Jener Mann, der 2012 von Merkel höchstpersönlich aus ihrem Kabinett geworfen worden ist. Womöglich kommt Söder als Kanzlerkandidat? Da wurde Günther sentimental. Da schwelgt man in den guten alten Zeiten, in den Zeiten von 40 Prozent plus, der Hochblüte der Ära Merkel, noch vor dem „Wir schaffen das“.
Merkel, die nicht mehr für eine neue Kandidatur zur Verfügung steht, soll als Galionsfigur der CDU in den Wahlkampf ziehen, damit die CDU von den „Sympathien“ für sie „profitieren“ könnte, wie Günter es formuliert. Mehr Retro geht nicht. Und Retro war schon ein Ausdruck der Angst vor etwas Neuem.

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