Hauptversammlung

Osram verschärft den Sparkurs

(c) APA/AFP/CHRISTOF STACHE
  • Drucken

Osram-Chef bekräftigt Gewinnziel und wirbt für Übernahme durch AMS.

München. Vor der Übernahme durch den Sensorhersteller AMS verschärft der kriselnde deutsche Lichttechnikkonzern Osram seinen Sparkurs. „Wir wollen die Kosten im Zeitraum von 2018 bis 2022 insgesamt um bis zu 300 Millionen Euro senken“, sagte Finanzvorstand Ingo Bank am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Bisher hatte sich Osram Einsparungen von 220 Millionen Euro vorgenommen, unter anderem durch den Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Auf dem Prüfstand stehen Strukturen und Abläufe, das Geschäftsportfolio sowie Verwaltungskosten, bekräftigte Bank. Das Sparprogramm komme schneller voran als erwartet. Osram hatte im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 einen Verlust eingefahren, schrieb jedoch im ersten Geschäftsquartal 2019/20 wieder einen Gewinn. Für das Gesamtjahr 2019/20 bekräftigte Osram-Chef Olaf Berlien die Gewinnerwartungen. Die Auswirkungen des Coronavirus – mit Betriebsunterbrechungen bei Lieferanten und Kunden – seien allerdings bisher nicht absehbar.

AMS aus Premstätten bei Graz hat nach langem Ringen rund 60 Prozent der Osram-Aktien eingesammelt. Nach einer für August erwarteten außerordentlichen Osram-Hauptversammlung zum geplanten Beherrschungsvertrag will AMS den Münchner Konzern von der Börse nehmen. Berlien, der die Übernahme zunächst abgelehnt hatte, warb noch einmal für das Zusammengehen: „Gemeinsam mit AMS hat Osram eine gute Zukunft.“ Die Geschäfte des Münchner LED-Spezialisten und des österreichischen Sensoranbieters ergänzten sich, gemeinsam könnten sie neue Produkte etwa in der Gesundheitsdiagnostik oder für Fahrassistenzsysteme anbieten.

Kritik von Kleinaktionären

Weil die Übernahme noch nicht abgeschlossen ist, waren die Österreicher auf der Hauptversammlung lediglich mit ihrem bisherigen Stimmrechtsanteil von rund 20 Prozent vertreten. Insgesamt nahmen laut Aufsichtsratschef Peter Bauer gut 49 Prozent des Kapitals an dem Aktionärstreffen teil.

Aktionärsvertreter äußerten die Sorge, dass die bis zu 4,6 Milliarden Euro schwere Übernahme scheitern könnte. So gilt die Finanzierung von AMS durch eine Kapitalerhöhung und durch Kredite als ambitioniert. „Geht da was schief, dann hätten wir einen Continental-Schaeffler-Fall“, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt. Der Autozulieferer Schaeffler hatte sich bei der Übernahme von Continental vor Jahren beinahe überhoben. „Je teurer die Übernahme, desto höher ist der Spardruck“, gab Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu bedenken.

Die Übernahme war auf heftigen Widerstand von Arbeitnehmern in Deutschland gestoßen, die weitere Arbeitsplätze in Gefahr sehen. Ein Kleinaktionär, nach eigenen Angaben selbst Osram-Mitarbeiter, äußerte am Dienstag seinen Unmut über die Übernahme. Unter dem Beifall weiterer Aktionäre rief er Berlien zu: „Ihr Name wird immer mit der Zerschlagung von Osram verbunden sein.“ (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.