Großbritannien verschärft mit dem Brexit sein Einwanderungssystem. Ein neues Punktesystem zielt auf Hochqualifizierte und Arbeitskräfte in Mangel-Branchen. EU-Bürger verlieren dabei jegliche Vorteile.
Großbritannien will wieder eine Insel sein. Nur Tage, nachdem die Regierung die Wirtschaft in harten Worten aufgefordert hatte, sich „endlich“ auf die Rückkehr zu Grenzkontrollen im Warenverkehr vorzubereiten, stellte Innenministerin Priti Patel am Mittwoch den Entwurf eines neuen Einwanderungsgesetzes vor, das den Zustrom „billiger Arbeitskräfte“ beenden soll: „Wir wollen Menschen mit den richtigen Fähigkeiten und weniger Menschen mit geringen Qualifikationen“, sagte Innenministerin Priti Patel.
Die Forderung nach einem Ende der offenen Grenzen gilt als einer der Hauptbewegungsgründe, weshalb viele Briten für den Brexit gestimmt haben. Großbritannien hatte bei der EU-Erweiterung 2004 auf Übergangsfristen bei der Einwanderung verzichtet, in den folgenden 15 Jahren kamen geschätzte 3,6 Millionen EU-Bürger ins Land und fassten oft dauerhaft Fuß. In der Gruppe der nicht- oder niedrigqualifizierten Arbeitskräfte sind derzeit 21 Prozent der Beschäftigten aus anderen EU-Staaten. Dabei handelt es sich nicht nur um Osteuropäer.
Auch viele junge Südeuropäer versuchen der hohen Arbeitslosigkeit etwa in Griechenland, Spanien oder Italien mit – oft nur vorübergehenden – Jobs zu entkommen. Die Kaffeehauskette Pret a Manger berichtete vor zwei Jahren, dass sich unter 50 Bewerbern auf eine freie Stelle nur ein Brite befindet. Trotz der starken Zuzugs zum Arbeitsmarkt herrscht in Großbritannien Rekordbeschäftigung: Mit 77,3 Prozent liegt die Beschäftigungsrate auf dem höchsten Stand seit 1974, zugleich ist die Arbeitslosigkeit mit 3,8 Prozent auf einem historischen Tiefststand.