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US-Banken haben Skandinavien im Visier

JPMorgan, Goldman Sachs und BNP Paribas haben angekündigt, neue Büros in Skandinavien zu eröffnen.
JPMorgan, Goldman Sachs und BNP Paribas haben angekündigt, neue Büros in Skandinavien zu eröffnen.REUTERS
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Pensionsfonds und vermögende Privatkunden suchen Beratung, Wall-Street-Banken wittern Morgenluft.

New York. Eine der reichsten Regionen der Welt ist zu einem Magneten für Wall-Street-Banken geworden. Nach Jahren der Zentralbank-Stimuli verfügen die Bewohner der skandinavischen Länder über erhebliche Bargeldbestände. Banken aus der ganzen Welt strömen nun in die Region mit Beratungsangeboten von Vermögensverwaltung bis zu Fusionen und Übernahmen.

JPMorgan, Goldman Sachs und die französische Bank BNP Paribas haben angekündigt, ihre bestehenden Aktivitäten zu erweitern beziehungsweise neue Büros in Skandinavien zu eröffnen. „Wir sehen vor Ort die Möglichkeit, unser Investmentbanking- und Private-Banking-Geschäft organisch auszubauen“, sagt Klaus Thune, Co-Leiter des skandinavischen Bankgeschäfts bei JPMorgan. Bei der US-Bank kümmern sich derzeit 40 Banker in London um den skandinavischen Unternehmensmarkt. Eirik Winter, Chief Executive Officer Nordeuropa bei BNP Paribas, sagt, die Attraktivität der Region liege in ihrer „Tendenz, etwas schneller als der Rest Europas und in einigen Fällen sogar schneller als die USA zu wachsen“.

Auch große US-amerikanische Investmentmanager wenden sich der Region zu. Neuberger Berman hat vor Kurzem ein Büro in Stockholm eröffnet, Nuveen die Präsenz in Skandinavien durch ein neues Büro in Kopenhagen verstärkt. JPMorgan verlagert nun Banker in die nordische Region. Die US-Bank möchte auch Mitarbeiter einstellen, um bei vermögenden Kunden zu expandieren und mehr Investmentbanking zu betreiben. Die US-Investmentbank Goldman Sachs, die bereits eine skandinavische Basis in Stockholm hat, wird ein Büro in Kopenhagen eröffnen.

Bedarf ist da: Pensionsfonds sind verzweifelt auf der Suche nach Anlage-Ideen, da Negativzinsen und hohe Aktienbewertungen die Branche in zunehmend risikoreiche Segmente des Vermögensmarktes treiben. Viele setzen mehr denn je auf sogenannte alternative Anlagen, die in der Regel illiquid und schwer zu bewerten sind.

Stabiles Umfeld

In den Ranglisten zum BIP pro Kopf belegen die skandinavischen Länder weltweit die vorderen Plätze. Die Banken und Vermögensverwalter, mit denen Bloomberg sprach, verwiesen auch auf das stabile politische und aufsichtsrechtliche Umfeld der Region sowie eine Unternehmenslandschaft, in der erheblicher Appetit auf Anleiheemissionen sowie Fusionen und Übernahmen besteht.

BNP, die in den skandinavischen Ländern 800 Mitarbeiter beschäftigt, hat in den vergangenen eineinhalb Jahren mehrere Dutzend Mitarbeiter eingestellt. Die Bank möchte sich „auf Bereiche konzentrieren, in denen wir weniger bekannt sind, wie M&A, Investmentbanking und Aktienmärkte“, sagt Winter. „Wir sind keine Banker, die nur für Geschäfte einfliegen.“ Der in New York ansässige Investmentmanager Neuberger Berman verzeichnete seit 2005 ein jährliches Wachstum seines Geschäfts in der nordeuropäischen Region von mehr als 50 Prozent. Er erreichte dies über Banker, die in die Region einflogen, hat aber jetzt entschieden, dass er ein Büro in der schwedischen Hauptstadt braucht. „Letztlich müssen wir auch eine Vertretung vor Ort haben und nicht nur von einer Hotellobby aus agieren“, sagt Mark Oestergaard, Leiter Nordeuropa. „Das soll den Kunden signalisieren, dass wir nicht nur für einen kurzen Moment in der Investmentbranche hier sind, sondern langfristig.“

Es ist auch erwähnenswert, dass ungefähr ein Drittel der skandinavischen Unternehmenstransaktionen einen Käufer außerhalb der Region beinhalten und dieser Käufer in den meisten Fällen seine eigenen Banken mitbringt. „Je mehr ausländisches Interesse auf dem Markt besteht, desto höher ist der Anteil der globalen Banken“, sagt Andreas von Buchwald, Chief Executive Officer von NKP. „Normalerweise möchten Käufer ihre Goldman-Sachs-Bank, anstatt sich ausschließlich auf lokale Banken zu verlassen.“ (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2020)

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