Randerscheinung

Die Suche nach der Must-have-Bildungseinrichtung

Die Presse (Clemens Fabry)
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Zu den Erfahrungen, die man schmerzlich vermisst, wenn die Kinder dann irgendwann aus dem Haus sind, gehört die Schuleinschreibung für das Gymnasium nicht.

Der Jüngste stünde gerade mitten in diesem für Eltern oft schmerzhaften ­Prozess voller Zweifel, unabwägbarer Alternativen und vermeintlicher Weichenstellungen für den ganzen Rest des Lebens. Wir sind freilich diesmal (dieses unwiderruflich letzte Mal, schluchz) superfein raus. Für den Buben kommt nämlich nur ein ­Gymnasium in Frage, das liegt circa 300  Meter zu Fuß entfernt und ist, soweit man das von außen halt so sagen kann, eine tadellose Schule.

Obwohl es wirklich schon ganz schön lang her ist, weiß ich noch genau, was wir uns da alles ersparen: penible Recherche schon Jahre vor der eigentlichen Schulentscheidung, frustrierende Gespräche mit anderen Eltern, von denen jeder etwas anderes gehört haben will, bis sich von einem Moment auf den anderen gleichzeitig die eine – aber nur genau diese eine – Schule als einzig gangbarer Weg für alle Kinder im Umfeld herausstellt. Danach dann die Ausschöpfung der offiziellen (Zeugnis, Wohnort nahe der Schule, Geschwisterkinder) und inoffiziellen (Bekanntschaft zur Kassierin des Elternvereins der gewünschten Schule über drei Ecken) Möglichkeiten, um das eigene Kind nur ja in dieser Must-have-Bildungseinrichtung unterzubringen.

Ist das erst geschafft, beginnt der Kampf um die Einteilung in die dort richtige (immer gern bilinguale) Klasse. Ganz zum Schluss stellt sich aber trotzdem noch heraus, dass der voraussichtliche Klassenvorstand der strengste, ungerechteste von allen ist und der für das Wohl ganz wichtige Freund doch in letzter Minute eine andere Schule vorzieht. Tja, das ist jetzt vorbei. Schade irgendwie.

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("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 21.02.2020)

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