Interview

Terrorexperte Hartleb: „Der Täter war nicht nur ein Gestörter“

Tatort in Hanau
Tatort in HanauAPA/AFP/PATRICK HERTZOG
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Der deutsche Terrorexperte Florian Hartleb über die „persönliche Kränkungsideologie“ rechtsradikaler „einsamer Wölfe“ und die immer akutere Gefahr durch einen neuen Terroristentypus.

Die Presse: In seinem „Pamphlet“ offenbart der Täter von Hanau irre Wahnvorstellungen, die auf psychische Probleme hinweisen. Inwiefern ist dieser Text noch politisch und die Tat terroristisch?


Florian Hartleb: Das eine schließt das andere nicht aus. „Einsame Wölfe“, wie der Täter von Hanau, sind psychisch gestörte Menschen, gehen aber planhaft und akribisch vor, hinterlassen eine Botschaft. So auch er: In seinem „Pamphlet“ wendet er sich an das „deutsche Volk“, in einem YouTube-Video an die Amerikaner. Bei „einsamen Wölfen“ spricht man von „persönlicher Kränkungsideologie“: Da mischen sich persönliche Befindlichkeiten, Frustrationen, mit politischen Motiven. Es handelt sich also um kranke Seelen, die sich radikalisieren. Typisch ist das gestörte Verhältnis zu Frauen. Es wäre falsch, diese Tat zu entpolitisieren – zu verharmlosen, indem man sagt, dass war „nur“ ein Gestörter. Ein extremes Beispiel: Enthält „Mein Kampf“ in sich logisches Gedankengut? Adolf Hitler litt auch an Frustrationen, unter anderem sexueller Natur.

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