Verfolgung

Repressalien gegen Russlands Zeugen Jehovas

Illegal in Russland: Versammlung der Zeugen Jehovas in Rostow am Don (Archivbild von 2015).
Illegal in Russland: Versammlung der Zeugen Jehovas in Rostow am Don (Archivbild von 2015).(c) The Washington Post via Getty Im (The Washington Post)
  • Drucken

Anhänger der Religionsgemeinschaft stehen seit „Extremismus“-Verbot vermehrt im Visier der Behörden.

Moskau. Wladimir Aluschkin las gerade aus der Heiligen Schrift, als die Polizei sein Haus in der russischen Stadt Pensa stürmte. Die Bibelrunde, die er und seine Ehefrau Tatjana für mehrere Mitglieder der Zeugen Jehovas in den eigenen vier Wänden organisiert hatten, fand damit ein jähes Ende. Aluschkin und seiner Frau wurden Handschellen angelegt. Die Hausdurchsuchung zog sich vier Stunden lang hin. Das war im Juni 2018. Vor ein paar Wochen wurde Tatjana Aluschkina zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Wladimir Aluschkin bekam sechs Jahre Straflager aufgebrummt.

Die Geschichte der Aluschkins ist in Russland kein Einzelfall. Seitdem die Justiz die Religionsgemeinschaft im Jahr 2017 zur „extremistischen Organisation“ erklärt und verboten hat, greift der russische Staat hart durch. Mit der formalen Auflösung der Organisation samt ihrem Hauptquartier wurden auch die landesweit knapp 400 Gemeinden für illegal erklärt. Laut Eigenangaben der Zeugen Jehovas gibt es mehr als 170.000 Anhänger in Russland. Und ebendiese Anhänger geraten nun immer öfter ins Visier der Sicherheitsbehörden, wenn sie ihren Glauben weiterhin ausüben wollen.

Davon zeugen die Hausdurchsuchungen, über die russische Medien regelmäßig berichten. Zuletzt durchkämmten im ostsibirischen Gebiet Tschita Beamte des Inlandsgeheimdienstes FSB, der Nationalgarde und des Ermittlungskomitees mehrere Wohnungen von Gläubigen. Ihnen wird, wie den Aluschkins, Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation zur Last gelegt. Neben Spendensammeln oder öffentlichen Auftritten ist dem behördlichen Verständnis nach selbst das Beten in privater Runde strafbar.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.