Konzertkritik

Opernfieber im Konzerthaus: Wo Anna Netrebko ist, ist Bühne

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov.
Anna Netrebko und Yusif Eyvazov.(c) imago images/ITAR-TASS (Vyacheslav Prokofyev via www.ima)
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Begeisterung für Anna Netrebko und Yusif Eyvazov, die mit Arien und Duetten von Verdi und Puccini in Wien Station machten.

Kartenpreise von 100 bis jenseits der 400 Euro, ein teures Hochglanzprogrammheft des Tourneeveranstalters, bei dem nicht einmal der Einleger mit dem abgeänderten Programm genau stimmt: Welchen Fan kümmert das schon, wenn Anna Netrebko singt? Zumal in einer Saison, in der sie in Wien sonst nur ein Solistenkonzert in der Staatsoper mit Elena Bashkirova am Klavier gibt (12. 6.). Also heißt man auch den Gatten im Schlepptau herzlich willkommen, den gern ein wenig belächelten Yusif Eyvazov. Und siehe da: Trotz unleugbaren Qualitätsgefälles ergänzen die beiden einander gut – zumindest besser, als manchmal behauptet wird.

Auszügen aus Opern Verdis und Puccinis galten die beiden Teile des Abends, den der routinierte Michelangelo Mazza am Pult des Orchesters der Ungarischen Staatsoper manchmal allzu schlagzeugdominant und vordergründig, aber in guter Kommunikation mit den Sängern betreute. Verdi zog dabei den Kürzeren. Vokal hinkte Netrebko als „Don Carlo“-Elisabetta bei den nur schemenhaft entfalteten Facetten von „Tu che le vanità“ ihrem hoheitsvollen Auftreten hinterher. Und Leonoras „Pace“-Arie aus „La forza del destino“ meisterte sie mit imponierend selbstverständlicher Kraft am fulminanten Schluss mit dem hohen B, das entrückte Pianissimo des gleichen Tons im lyrischen Teil zuvor lag aber an der Grenze zwischen natürlichem Schimmer und einer flackrigen, nicht völlig kontrollierten Tongebung. Im „Aida“-Schlussduett verwunderte zudem Netrebkos relative Kurzatmigkeit: Dass sich die Phrasen von „O terra, addio“ auch ohne Zäsuren singen lassen, konnte man bei Yusif Eyvazov hören. Ob Alvaro oder Gustavo, ein schmelzendes Timbre mag seinem etwas grobkörnigen, manchmal auch zu metallisch grellen Tenor ebenso fehlen wie der Gestaltungswille zu zartem Piano statt billigen Effekts – aber Atemkontrolle hat er. Der Eboli-Gastauftritt von Elena Maximova mit einem angestrengten „Schleierlied“ wäre verzichtbar gewesen, doch bedeutete er den Luxus von Netrebko in der Minirolle des Tebaldo: Das wird's auf keiner Bühne je geben!

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