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Vienna, USA: Viele Wiens, aber kein Alter Ego

Wien, Vienna, Österreich
Wien, Vienna, Österreich(c) Clemens Fabry
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Vienna, Athens, London: Weil es Mode war, die Siedlungen in der neuen Welt mit Namen aus der alten zu bedenken, dürfen sich heute kleine US-Gemeinden nach unserer Weltstadt Wien nennen.

Elf Viennas gibt es in den USA – zumindest, wenn man zur Definition eines Ortes heranzieht, ob es auch eine Postleitzahl gibt. Zwölf hingegen, wenn man die „Vienna Ghosttown“ in Idaho mitzählt. Zehn davon haben es zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht, acht haben zumindest Gemeindestatus.

•Ohne eigenen Wikipedia-Eintrag muss allerdings Vienna, Texas, auskommen. Zwar zeigt immer noch ein Ortsschild die Abzweigung an, und es gibt auch eine Postleitzahl. Davon abgesehen sind die Baptisten-Kirche und die Bar Lazy J aber auch schon alles, was dort außer den 40 Einwohnern zu finden ist.

•Auch Vienna, Alabama, hat seine besten Zeiten hinter sich. Es existiert nicht mehr als Stadt, sondern nur mehr als „Unincorporated Community“ – als eine Art Siedlung. Weshalb heute keine eigene Einwohnerzahl mehr erfasst wird – die letzte offizielle Angabe stammt aus dem Jahr 1910, als hier 79 Menschen gezählt wurden.

•Vienna, New Jersey, muss sich ebenfalls mit dem „Unincorporated Community“-Status zufrieden geben. Allerdings wurde dieses Vienna tatsächlich von österreichischen Auswanderern nach ihrer Heimat benannt: Die Familie Cummins kaufte das Land 1755 und nannte es zunächst Cumminstown, ehe es 1828 in Vienna umbenannt wurde. Eine Zeit lang florierte es sogar durchaus: 1882 zählte Vienna, New Jersey, 450 Einwohner und hatte ein Postamt, ein Hotel, eine Sesselfabrik und eine Eisengießerei.

•Vienna, Maryland, beeindruckt ebenfalls nicht durch schiere Größe: Gerade einmal 271 Einwohner leben hier in idyllischer Lage am Nanticoke River, der einst sowohl den Wohlstand begründete als auch die kleine Stadt wiederholt Angriffen der Briten in den Amerikanischen Unabhängigkeitskriegen aussetzte.

•Neben beschaulichen 570 Einwohnern hat Vienna, Maine, eine landschaftlich schöne Lage, die einen Besuch vor allem im Herbst während der Laubfärbung für Österreicher lohnend machen könnte. Heimische Traditionen oder gar Vorfahren sucht man hier aber – wie in den meisten Viennas der USA – vergebens.

•Vienna, Missouri, hat zumindest in einer Legende die Version, dass es nach der österreichischen Hauptstadt benannt wurde. Eine andere besagt allerdings, dass Vie Anna, die verstorbene Tochter des örtlichen Richters, 1855 der Grund für die Namensgebung gewesen sei. Den heute hier lebenden 610 Amerikanern dürfte das aber egal sein.

•In Vienna, Illinois, gab es Gerüchte über einen Bezug zur kaiserlichen Namensschwester erst gar nicht: Die heute über 1400 Einwohner zählende Stadt war einst eine indianische Handelsstation. Heute wird unter den nennenswerten Einrichtungen der Stadt als Erstes das Vienna Correctional Center – das Gefängnis – genannt.

•Wie in den allermeisten US-Wiens muss man sich in Vienna, New York, wenig Hoffnung auf österreichische Gründerväter machen: Die heute knapp 5500 Einwohner zählende Stadt wurde 1807 zunächst als Orange gegründet und dann in Bengal umbenannt, ehe man sich 1816 Vienna aussuchte.

•Vienna, West Virginia – nicht zu verwechseln mit Vienna, Virginia –, wurde dagegen tatsächlich nach Vienna benannt, allerdings quasi über die Bande: nämlich nach jenem in New Jersey. Dafür gehört es aber mit etwas über 10.000 Einwohnern zu den größten US-Viennas überhaupt.

•Übertroffen wird es lediglich von Vienna, Virginia, wo heute knapp 16.000 Menschen leben. Und während die österreichische Namensvetterin regelmäßig zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wird, konnte sich dieses US-Vienna im Jahr 2013 über einen dritten Platz im Ranking „Die 100 lebenswertesten Orte der USA“ freuen.

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