Frankreich

Sexvideo mit Macrons Bürgermeisterkandidat: Russischer Täter wird verhört

Der Kreml hat sich von ihm befreit, nun hat ihn Frankreich am Hals: Pjotr Pawlenski.
Der Kreml hat sich von ihm befreit, nun hat ihn Frankreich am Hals: Pjotr Pawlenski.(c) APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE (LIONEL BONAVENTURE)
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Der Künstler Pjotr Pawlenski hat Macrons Wunschkandidaten in Paris gestürzt - mit einem Video, auf dem dieser beim Masturbieren zu sehen war. Beim ersten Verhör sagte er vor allem: „Njet“.

Dass der anarchistische russische Künstler Pjotr Pawlenski keine Grenzen kennt, wusste man bereits von seinen spektakulären, die Führung und Geheimdienste seines Heimatlandes herausfordernden Aktionen: etwa am „Roten Platz“, wo er seine Hoden annagelte. Gefängnis ist er gewöhnt, dennoch suchte er schließlich 2017 um politisches Asyl in Frankreich an - das er auch erhielt.

Russland frohlockt seitdem wohl, dass nunmehr Frankreich den unbequemen Künstler am Hals hat. Denn es gelingt dem heute 35-Jährigen immer wieder, seine Grenzüberschreitungen selbst zu überbieten. Erst vor wenigen Wochen kam er aus der - auf Bewährung ausgesetzten - Haftstrafe für die Brandstiftung an einer Filiale der „Banque de France“ (eine kurzzeitige Einlieferung in die Psychiatrie wegen Wahnvorstellungen und Borderline-Störung war nach wenigen Tagen rückgängig gemacht worden). Prompt veröffentlichte er nach seiner Entlassung ein Video, das Macrons Pariser Bürgermeisterkandidaten Benjamin Griveaux beim Masturbieren zeigt. Dieser trat am 14. Februar als Kandidat zurück. Er habe die „Heuchelei“ des mehrfachen Familienvaters enthüllen wollen, begründete der Künstler seine Aktion. Griveaux hat wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte geklagt.

Eine Falle von Anfang an?

Gemeinsam mit seiner Freundin Alexandra de Taddeo stand Pawlenski diese Woche zum ersten Mal vor dem Untersuchungsrichter. De Taddeo war Griveaux' Freundin und Adressatin des Videos - ihr und Pawlenski wird nun vorgeworfen, den Politiker in eine Falle gelockt zu haben. „Njet“, „nein“, war laut einem Bericht der Zeitung „Le Monde“ das Einzige, was Pawlenski auf die Fragen des Untersuchungsrichters antwortete. Er spricht schlecht Französisch und misstraute laut „Le Monde“ auch dem russischen Übersetzer. Als Wohnsitz gab er eine Adresse in Sankt Petersburg an - in Frankreich hat er keinen festen Wohnsitz.

Pawlenskis Freundin, die Studentin Alexandra de Taddeo, antwortete bereitwilliger. Ihren Angaben zufolge suchte Benjamin Griveaux selbst über Instagram den Kontakt. Das Video habe sie „für alle Fälle“ aufgenommen.

Pawlenski gründete „Pornopolitik"-Portal

Doch mit der Veröffentlichung habe sie nichts zu tun, betonte sie auch - diese Absicht habe sie nicht gehabt. Pawlenski selbst habe das Video kopiert und auf das von ihm soeben gegründete Internetportal „Pornopolitique“ gestellt. Ob sie protestiert habe oder nicht, wollte sie nicht sagen; ihr Anwalt aber erklärte, sie sei ihrem Freund deswegen „nicht böse“. Ihre Darstellung entspricht den Angaben Pawlenskis in einem Interview mit CNN - er habe das Video ohne Wissen seiner Freundin kopiert.

Auf seiner Seite „Pornopolitique“ rief Pawlenski Franzosen dazu auf, Sexvideos mit Politikern und Funktionären hochzuladen - zwecks Demonstration von Heuchelei und Doppelmoral der administrativen und politischen Elite. Inzwischen hat Pawlenski die Seite wieder aus dem Netz genommen.

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