Empörung

Bauernbund: Spar-Chef „wie ein Feudalherr“

Bauernbund-Präsident Georg Strasser.
Bauernbund-Präsident Georg Strasser.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bauernbund-Präsident Georg Strasser kontert nach Aussagen von Spar-Chef Gerhard Drexel.

Wien. Einige Aussagen des Spar-Chefs Gerhard Drexel im „Presse“-Interview vom Freitag haben die Vertreter der Bauern in Rage gebracht. In dem Interview sagte Drexel unter anderem, jeder Bauer sollte froh sein, mit dem Lebensmittelhandel Verträge abschließen zu dürfen. Bundespolitiker und Agrar-Funktionäre würden Unwahrheiten verbreiten, wenn sie behaupteten, Spar zahle Bauern unrentable Preise. Das Gegenteil sei der Fall. „Es wird ein Bashing gegen den Lebensmittelhandel betrieben, anstatt dankbar zu sein“, kritisierte Drexel.

Das könnten Österreichs Bauern so nicht auf sich sitzen lassen, kontert Bauernbund-Präsident Georg Strasser im Gespräch mit der „Presse“. Den Zeitpunkt der Äußerungen Drexels hält er für keinen Zufall – wurden doch am Freitagnachmittag die Verhandlungen zwischen den Molkereien und dem Spar-Chef über die Milchpreise fortgesetzt. Ein Ergebnis lag bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht vor.

In den bisherigen Gesprächen habe sich Spar, anders als die Lebensmittelkonzerne Hofer und Rewe, nicht kooperativ gezeigt, kritisierte Strasser vor Beginn der neuen Gesprächsrunde: „Der Spar-Chef verhält sich wie ein Feudalherr, der die Bauern als seine Leibeigenen betrachtet und zum Schweigen bringen will.“

„Paradoxe Erwartungen“

Die Landwirtschaft habe nachweislich wirtschaftliche Probleme. Das zeige sich auch am nominell stagnierenden Einkommen der Bauern. Der Strukturwandel – besonders in der Milchwirtschaft – führe dazu, dass immer mehr Milchbauern (2019: 4,5 Prozent) in Österreich aufgeben. Und dass Spar besser zahle, stimme nicht. Der Milchbasispreis sei in Österreich niedriger als in Deutschland. Paradox sei, ärgert sich Strasser, dass Drexel für österreichische Milch nur Preise zahlen wolle, die Großbetriebe wie in Deutschland und Tschechien mit 50 bis 150 Kühen voraussetzen würden. Diese hätten eine andere Struktur als österreichische mit im Schnitt nur 20 Kühen. „Das müsste bei den Preisverhandlungen berücksichtigt werden. Während Spar eines seiner besten Konzernergebnisse präsentieren und eine Umsatzrendite von 3,2 Prozent ausweisen kann, beträgt die Kennzahl bei den Molkereien 0,36 Prozent. Spar verdient also zehnmal so viel wie unsere Bauern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2020)

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