Interview

Erich Schleyer: „Ich brenne immer mehr“

„Ich hätte nie bei nur einer Schiene bleiben können. Ich habe fotografiert, geschrieben, geschauspielt.“ Erich Schleyer.
„Ich hätte nie bei nur einer Schiene bleiben können. Ich habe fotografiert, geschrieben, geschauspielt.“ Erich Schleyer. (c) Valerie Voithofer (Voithofer Valerie)
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„Ich wollte von Anfang an Schauspieler werden - oder Koch, weil ich immer Hunger hatte." Erich Schleyer über eine Jugend in der DDR, Krieg und Flucht, das pure Theater – und die lauernde Bereitschaft eines Tigers. Ein Gespräch zum 80. Geburtstag.

Er ist wirklich groß, fast zwei Meter, eine Erscheinung – und hat eine immense Ausstrahlung. Spätvormittags betritt Erich Schleyer das Altwiener Café, um anlässlich seines 80. Geburtstag über sein Leben und die Welt zu plaudern – abseits seines ewigen Images als „Strapsträger“ aus der „Rocky Horror Show“ und „TV-Kinderonkel“.

Herr Schleyer, zu Ihrem 80er: Ist eine Biografie ein Thema?

Vor meinem 70er fragte der Amalthea Verlag, ob ich nicht was schreiben will. Ich hab auch alles aufgeschrieben, aber ich hab's nicht rausgegeben, Gott sei Dank, denn ich hab damals noch nicht so politisch gedacht. Das wär so ein Blödsinn zwischen lustig und Biografie geworden. Sehen Sie, mein Vater fiel im Krieg, mein Cousin wurde in der DDR mit 18 Jahren verschleppt und in Moskau getötet, diese Familie war zerstört. Der Bombenangriff in Dresden im Februar 1945 kam für mich eigentlich erst nach meinem 70. Lebensjahr so richtig raus. Ich ging kürzlich die Straße entlang, wo wir gewohnt hatten, über „Das Blaue Wunder“, die Elbbrücke – das hat mein ganzes Leben bestimmt. Ich denke, wenn ich von Syrien höre: Das kannst du gar nicht so schnell erfassen, wie schrecklich es wirklich ist. Meine Mutter, mein Bruder und ich mussten dreimal vor den Bomben flüchten. Ich weiß noch: die Flammen, wie das Schaufenster einer Buchhandlung explodierte, während wir uns an einem Laternenpfahl festhielten und Tiefflieger in die Menschenmenge schossen.

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