Kunstwerte

1:54 Marrakesch

Gegründet in London, findet die Messe für zeitgenössische afrikanische Kunst zum dritten Mal in Marrakesch statt. Geboten wird Kunst abseits des Mainstreams.

Touria El Glaoui, Tochter des marokkanischen Künstlers Hassan El Glaoui, gründete schon 2013 in London die 1:54 Contemporary African Art Fair, die sie parallel zur Frieze Art Fair positionierte. 2015 expandierte sie damit nach New York. Sie hatte den richtigen Riecher und richtete ihre Messen zu einem Zeitpunkt aus, als afrikanische Kunst gerade auf dem Radar der westlichen Sammler erschien. Über die vergangenen Jahre sind die Preise geradezu explodiert. Doch die Werke gingen fast alle an westliche Käufer. Der Messegründerin ist es ein Anliegen, den westlichen Kunstmarkt mit Afrika zu verknüpfen, und sie sah das Potenzial der aufstrebenden Länder Afrikas, wie Südafrika, Nigeria, Marokko oder Ghana. Der Unternehmensberater McKinsey & Company prognostiziert, dass Afrikas BIP heuer 2,6 Billionen Dollar erreichen wird. So entschloss sich El Glaoui 2018, die 1:54 nach Marrakesch zu bringen. Es sollte ein Erfolg werden. Am Donnerstag eröffnete im altehrwürdigen Hotel La Mamounia, wo einst Winston Churchill auf seinem Balkon malte, die nunmehr dritte Ausgabe der Messe. Übrigens, wer sich wundert, die Zahl 1 steht für den afrikanischen Kontinent und 54 für die Anzahl der Länder Afrikas.

Künstlerstadt. Marrakesch ist eine geschickte Wahl. Gut positioniert als Drehscheibe zwischen Europa, Afrika und Nahost, ist es ein beliebtes Einzugsgebiet für vermögende Franzosen und Belgier. Zudem zieht die Stadt seit Jahrhunderten Künstler aus aller Welt an. Das hat auch das französische Auktionshaus Artcurial schon 2015 begriffen, als es die erste Auktion in dieser Stadt abhielt. Denn selbst wenn El Glaoui Kunst aus Afrika auch in afrikanische Sammlungen bringen will, beruht das Geschäft immer noch auf den internationalen Käufern. Sie hat sich bewusst für eine Boutique-Messe entschieden. Gerade einmal 20 Galerien nehmen teil, die rund 65 Künstler präsentieren. Mehr als die Hälfte der Aussteller ist neu. Das ist ein für Messen ungewöhnlich starker Wechsel. Die Organisatorin sagt jedoch, sie setze bewusst auf Vielfalt bei den Ausstellern. Einige der „Neuen“ waren beispielsweise in London dabei, wie die Whatiftheworld-Galerie aus Südafrika. Zu den Neuausstellern zählen die Galerien Afikaris und Nil-Galerie aus Frankreich und die So Art Gallery aus Casablanca. Und eines ist sicher: Auf der Messe wird Kunst geboten, die sich wesentlich von der üblichen globalen Messekunst unterscheidet. Afrikanische Kunst und Kunst der Diaspora ist frisch, politisch und sozialkritisch und erlebt vielleicht gerade deshalb gerade so einen Aufschwung. Allein dafür ist die 1:54 eine Reise wert.

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