Song zum Sonntag

Nicht Herr im eigenen Haus

Tents: „Hex“
Tents: „Hex“Numavi/Anna Breit
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Kein „the“ im Namen: Das Wiener Duo Tents spielt so kühlen wie nervösen Post-Punk (ohne Nostalgie, aber mit monocoloren Hemden), ihr erstes Album hieß „Stars on the GPS Sky“.

Tents: „Hex“. Die dritte große Kränkung der Menschheit nannte Sigmund Freud 1917 „die Behauptung, dass das Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus“. Das ist auch ein zentrales Motiv des Horrorgenres, als Metapher und wörtlich, als Besessenheit der Seele und als Spuk in einem Haus. Auf Englisch sagt man meist, ein Haus sei „haunted“, das Duo Tents hat sich für das rarere Wort „hex“ (verwandt mit Hexe) entschieden, wohl wegen seines kurzen, schroffen Klangs. Schroff ist auch die Musik, die diese knappe Reise durch ein verhextes Haus begleitet, auf plakative Effekte setzt sie nicht, Geister hört man hier nicht, aber man spürt, man könnte sie hören. Der Geist im Singular ist indessen etwas Flüchtiges hier: Von einem Johnny ist die Rede, dessen Hirn nun Gemüse sei. Sein eigener Geist sei tief, erklärt der Sänger. Dann kommt Schnee von der Decke, ein Kind lallt, eine Kerze könne man ausblasen, heißt es schließlich. Unheimlich. Gelungen.

Den Song der Woche küren Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2020)

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