Die Sanitäter Michael P. und Christina P. mit Trainer Jürgen Fritzsche.
Retter

Beschimpft, bedroht, bekämpft: Wenn Helfer in Gefahr geraten

Immer häufiger berichten Sanitäter, Ärzte und Pfleger von Übergriffen durch Patienten und Angehörige – von Beschimpfungen und Attacken. In einem Seminar sollen sie lernen, sich zu schützen. Wie kann das funktionieren? Und was ist, wenn ihr Wunsch zu helfen, sie manchmal fahrlässig handeln lässt?

Es sind Situationen wie diese, die Michael P. in der Linzer Altstadt als Rettungsfahrer erlebt: Vor ihm eine Gruppe aggressiver Männer, hinter ihm eine Gruppe aggressiver Männer, und er steht mit dem Rettungsauto und mehreren Messerstichverletzten dazwischen. Ihm ist nichts passiert – als unangenehm und potenziell gefährlich empfindet er die Situation trotzdem.

Die Zahl der Menschen, die Stich- und Schusswaffen bei sich haben, sei in den 25 Jahren, die er beim Roten Kreuz ehrenamtlich tätig sei, deutlich gestiegen, erzählt er. Das belegen auch Zahlen. Angriffe mit Stichwaffen sind im letzten Jahrzehnt um 300 Prozent gestiegen, meldete das Bundeskriminalamt zuletzt. Eine Entwicklung, die Sanitäter sehen, selbst wenn sie nicht angegriffen werfen.

Doch nicht nur Michael P. kommt als altgedienter Sanitäter und Hauptsanitätsleiter immer wieder in potenziell gefährliche Situationen. Auch Ben kennt sie. Der junge Mann ist erst seit zwei Jahren beim Roten Kreuz.

„Bei uns sind es oft die psychisch auffälligen Patienten, die aggressiv reagieren“, erzählt er. Sein Problem: Auf dem Land habe er bei Einsätzen selten schnell Zugriff auf die Polizei. Erst vor ein paar Tagen wurde er wieder zu so einem Fall gerufen: „Der Mann hat geschrien: Ich schlag dir den Schädel ein und die Scheibe vom Auto auch noch.“ Wieder sei zum Glück nichts passiert, mulmig war ihm trotzdem.

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