Giraffen zählen zu den bedrohten Arten. Jetzt wollen mehrere Länder in Afrika ihren Schutz vorantreiben.
Konferenz

Wo der Artenschutz an Grenzen stößt

Zugvögel, Jaguare oder Meeresschildkröten legen im Verlauf ihres Lebens Zigtausende Kilometer zurück. Doch der Mensch schränkt ihren Lebensraum immer mehr ein. Um wandernde Tierarten vor dem Verschwinden zu bewahren, müssen die Staaten zusammenarbeiten.

Wildtiere kümmern sich nicht um Grenzen und nicht um politische Erzfeindschaften. Dieser Tatsache musste sich auch die indische Regierung stellen, die vergangene Woche zu einer großen UN-Artenschutzkonferenz in der westindischen Stadt Gandhinagar geladen hatte. Zum Maskottchen des Mega-Events mit Vertretern aus über 100 Staaten machte Neu-Delhi die Hindutrappe, einen der größten Vögel der Welt. Einst war er auf dem indischen Subkontinent weit verbreitet – heute ist er vom Aussterben bedroht, es gibt nur mehr etwa 150 Exemplare. Deshalb ist die Art in Indien schon seit Langem geschützt. Doch auf der Suche nach Nistplätzen überqueren die Vögel auch regelmäßig die Grenze zu Pakistan, wo sie nicht unter Schutz stehen und teilweise sogar gejagt werden. Mit anderen Worten: Wenn Indien die Hindutrappe retten will, muss es mit seinem Erzfeind zusammenarbeiten.

Das Beispiel der Hindutrappe illustriert gut, warum wirksamer Artenschutz im wahrsten Sinne des Wortes oft an seine Grenzen stößt. Dabei sollten die internationalen Verhandlungen in Gandhinagar dazu beitragen, diese Lücke zu schließen: Im Fokus stand die UN-Konvention zur Erhaltung wandernder Tierarten. Sie zielt darauf ab, wichtige Naturräume über Landesgrenzen hinweg zu erhalten und die internationale Zusammenarbeit zu steigern. 130 Staaten, darunter fast alle Länder Europas und die meisten Afrikas, haben die Bonner Konvention unterschrieben. Angesichts des beispiellosen Artenverlusts drängt die Zeit: Die UN gehen davon aus, dass eine Million Tier- und Pflanzenarten in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden.

Das Verschwinden der Tiere trifft den Seeadler – den Wappenvogel Österreichs – und die Fledermaus ebenso wie den Asiatischen Elefanten und den Jaguar, den Südasiatischen Flussdelfin und die Meeresschildkröte. „Die größte Bedrohung für wandernde Tierarten ist der Verlust ihres Lebensraums“, sagt Susan Lieberman von der internationalen Wildlife Conservation Society. „Wenn ein Tier seine Heimat verliert – wohin soll es gehen?“

Weltweit werden bis zum Jahr 2050 mindestens 25 Millionen Kilometer neue Straßen und 335.000 Kilometer Schienen gebaut werden, so die Schätzung der Experten. „Die Zerschneidung der Landschaft schreitet voran“, sagt Arnulf Köhncke von der Tierschutzorganisation WWF. Die Erschließung für landwirtschaftliche oder städtebauliche Maßnahmen knabbere am Habitat vieler Tiere. „Sie werden in ihren Wanderbewegungen gestört.“

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