In Deutschland greift nicht erst seit dem Hanau-Attentat eine fiebrige Verunsicherung um sich. Nach der SPD haben nun auch die Christdemokraten gröbere Orientierungsprobleme, nicht nur in Thüringen.
Jahrzehntelang galt Deutschland als Gelassenheitszone der Stabilität, als Anker Europas, als moderate Oase der Vernunft mit einer starken politischen Mitte und schwachen Rändern. Auf die gepflegte Langeweile und das verantwortungsvolle Augenmaß war stets Verlass. Langsam muss man sich Sorgen machen. Seit geraumer Zeit durchzucken Fieberschübe das Land. Eine nervöse Verunsicherung greift um sich, die im schwarzen Februar nach dem Attentat von Hanau einen Höhepunkt erreicht hat.
Der rechtsextreme Massenmörder, ein offenbar psychisch schwerst gestörter Mann, wird dabei zum ausführenden Organ der rechtspopulistischen Parlamentspartei AfD stilisiert. Das geht zu weit. Es hat etwas Perfides, die Tragödie von Hanau parteipolitisch zu instrumentalisieren, auch wenn es gegen die hetzerische AfD geht.