Filmfestival

Berlinale: Kuhmilch statt Dauergeballer

Kelly Reichardts „First Cow“ zeigt Außenseiter der Western-Hierarchie.
Kelly Reichardts „First Cow“ zeigt Außenseiter der Western-Hierarchie.Allyson Riggs
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Bei der Berlinale lotet Historisches die Gegenwart aus: Kelly Reichardt zeigt den Neo-Western „First Cow“ , Cristi Puiu entlarvt in „Malmkrog“ den Adel.

Ein Frachtschiff gleitet einen Fluss entlang. Am Ufer nestelt eine junge Frau im Gestrüpp herum. Und stößt auf verschüttete Menschenknochen. Kaum sind sie freigelegt, fliegt unweit ein Vogelschwarm auf. Und nimmt uns mit auf eine Reise ins 19. Jahrhundert.

Auch totes Gebein birgt Geschichten. Und diese handeln nicht nur von Vergänglichkeit. Sie können Innigkeitszeugnisse sein, wie das mumifizierte „Liebespaar“ von Pompeji. Oder an eine Freundschaft erinnern, wie in Kelly Reichardts jüngstem Film „First Cow“. Dieser feierte Samstagabend seine Berlinale-Premiere. Einer von vielen Festivalbeiträgen, die in die Vergangenheit blicken, um die Gegenwart auszuloten. Wie fast alle Filme der 55-jährigen Regisseurin spielt er im US-Bundesstaat Oregon – und zwar zur Zeit des Goldrausches.

Verborgenes enthüllen. Das macht ihn fast automatisch zum Western. Ein Genre, das nicht mehr das ist, was es einmal war. Was nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Schon die erste Welle revisionistischer Revolverheldensagen rang der angestaubten Gattung neue Perspektiven ab. Meist waren es kritische, die das gnadenlose Blutvergießen hinter heimeliger Prärie-Romantik in grelles Licht rückten. Inzwischen wirkt auch dieser Zugang etwas abgenutzt. Rezente Neudeutungen mühen sich, das Blickfeld des Genres zu weiten – für Figuren und Erzählungen, die es bislang ausgeblendet hat.

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