Die umstrittene Plattform „Lernsieg“ ist wieder online. Man arbeitet an technischen Erweiterungen. Vor Klagen fürchtet man sich nicht.
Der Neustart war schon länger angekündigt. Nun ist es so weit: Seit Sonntag Abend ist die umstrittene Lehrerbewertungs-App „Lernsieg“ wieder online. Und sie könnte in Zukunft noch adaptiert werden. Zur Debatte stehen unter anderem Kommentarfunktionen - für Schüler wie für Lehrer, wie Erfinder Benjamin Hadrigan (18) am Montag bekannt gab.
Kurz zuvor hatte die Datenschutzbehörde grünes Licht für die App gegeben, auch ein Gutachten des Bildungsministeriums besagte, dass eine solche Bewertungsplattform grundsätzlich zulässig ist ("Die Presse“ berichtete). „Die App war immer schon legal, immer schon erlaubt - und sie kann wieder online gehen“, sagte Hadrigan am Montag vor Journalisten.
„Grundidee ist die gleiche"
Vorerst ist sie so wieder online wie im November - bevor sie unter anderem wegen Hassnachrichten gegen den Erfinder offline genommen wurde. „Die Grundidee ist die gleiche“, sagte Hadrigan am Montag. Mit der App sollen Schüler sowohl Lehrer als auch Schulen in verschiedenen Kategorien mit einem bis fünf Sternen bewerten.
Man sei aber - nachdem man sich unter anderem mit neuen Investoren breiter aufgestellt habe - auch dabei, an technischen Erweiterungen zu arbeiten. Möglich wäre unter anderem, dass Kommentarfunktionen eingeführt werden - für Lehrer wie für Schüler. Derzeit können weder Schüler frei kommentieren noch Lehrer reagieren.
Nummern werden nicht verkauft
Was Hadrigan am Montag bekräftigte: Die Handynummern der Schüler - die diese bei der Registrierung angeben müssen - werden nicht kommerziell genutzt. „Wir verkaufen die Handynummern nicht und wir werden das auch nie tun“, sagte der App-Erfinder. Was mit den Daten der Schüler passiert, war eine der Sorgen des Bildungsministeriums.
Wie man mit der App Geld verdienen möchte - auch wenn am Montag betont wurde, dass Rendite (noch) nicht im Vordergrund stehe: unter anderem mit Werbung. Man könnte etwa Nachhilfelehrer vermitteln oder für Schulmaterialien oder Kino werben, sagte Hadrigan beispielhaft. McDonald's oder Red Bull würden als Werber nicht infrage kommen.
Keine Angst vor Klagen
An Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Lehrergewerkschafter Paul Kimberger habe er unlängst Briefe geschrieben. Vor den Musterklagen, die die Gewerkschaft gegen die App eingereicht hat, fürchtet sich Hadrigan nicht. Er geht davon aus, dass diese Klagen - weil sie auf Datenschutz abzielen - ins Leere laufen. „Die Gerichte werden das klären."
Die Lehrer wollen allerdings weiter juristisch gegen die App vorgehen. Eine von mehreren eingereichten Musterklagen sei bereits für ein Verfahren zugelassen worden, sagte Kimberger. "Es haben sich tausende Kolleginnen und Kollegen an die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst gewandt, damit ihre Rechte gewahrt bleiben."
Kimberger sieht nicht nur Datenschutz und Persönlichkeitsrechte verletzt, er vermutet dahinter auch eine "riesige Handynummersammelaktion". Mit einer Verweigerung von Feedback habe der Widerstand nichts zu tun. "Die Frage ist, ob sich alles im Leben in Sternchen und Likes pressen lässt - vor allem, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich geht."
Bildungsministerium enttäuscht
Problemstellen ortet noch Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike. Man begrüße, dass die App-Macher sich bereit erklärt hätten, Änderungen vorzunehmen. "Trotzdem ist es uns wichtig, dass Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit bekommen, fundierte Rückmeldungen zu geben und dies in Form eines 360 Grad Feedbacks."
Das Bildungsministerium ist enttäuscht, dass die kritischen Punkte, die ihr Gutachten über die App identifiziert hat - Stichwort Schülerdaten oder Beschränkung auf ein Mindestalter von 14 Jahren - nicht angegangen wurden, wie es aus dem Büro von Minister Faßmann heißt. „Keiner der Punkte wurde umgesetzt. Das bedauern wir.“
(beba/APA)