Prostatakrebs: Effizientere Therapien

Prostatakrebs Effizientere Therapien
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Beim spät diagnostizierten oder wiederkehrenden Prostatakarzinom hat es in den letzten Jahren echte Fortschritte in der Therapie gegeben.

Es verhält sich wie bei allen anderen Krebsarten auch: Früh erkannt, lässt sich fast jeder Krebs heilen – da macht das Prostatakarzinom keine Ausnahme. Aber der Mann ist bekanntlich ein Ärztemuffel, übergeht etwaige Signale seiner Vorsteherdrüse und dann ist es oftmals zu spät. Doch auch bei fortgeschrittenem Prostatakrebs stehen immer mehr Therapien zur Verfügung.

„Bis etwa ins Jahr 2004 gab es bei spät diagnostiziertem oder wiederkehrendem Prostatakrebs nur sehr beschränkte Behandlungsmöglichkeiten. In letzter Zeit aber hat es echte Fortschritte gegeben“, betont Univ.-Prof. Dr. Michael Krainer. Der Leiter der Arbeitsgruppe Urologische Tumore an der Klinik für Innere Medizin I am Wiener AKH leitet auch drei verschiedene Studien zu neuen Behandlungsansätzen bei fortgeschrittenem Prostatakarzinom. Für alle drei werden noch Teilnehmer gesucht.

Neue Hormontherapie

Die neueste Studie betrifft die Hormontherapie. Krainer: „Wir haben da schon sehr tolle Erfolge erlebt. Patienten mit fortgeschrittenem, hormonresistentem Prostatakarzinom, bei denen alle anderen Therapien versagt haben, haben auf diese neue Hormontherapie angesprochen.“ Dieses oral einzunehmende Medikament wird nun in einer Phase-III-Studie auf seine Wirkung hinsichtlich Überleben und andere Faktoren in größerem Rahmen weltweit untersucht. „Wir können hier bis zu 75 Patienten mit einbeziehen.“

Abwehrzellen in Hochform

Seit Oktober 2009 läuft eine Studie, bei der es um ein neues Immuntherapeutikum geht. „Ein monoklonaler Antikörper soll das körpereigene Immunsystem gegen Tumorzellen aktivieren, er bringt bestimmte Abwehrzellen quasi in Hochform, die dann auf den Krebs losgehen“, erklärt der Experte. Dieser Antikörper hätte bei Hautkrebs schon zu einer signifikanten Erhöhung der Überlebensrate geführt, „wir erwarten uns nun beim Prostatakarzinom ähnlich gute Erfolge.“

Bei der dritten Studie am AKH geht es um eine Verbesserung der Chemotherapie durch eine Medikamentenkombination. „Keine Angst“, beruhigt Krainer, „diese Therapie ist nicht vergleichbar mit dem, was Leute allgemein unter Chemotherapie verstehen. Die Substanzen werden so gut vertragen, dass wir sie auch bei 90-Jährigen dank entsprechender Erfahrung und mit den erforderlichen Begleitmaßnahmen problemlos anwenden können.“

In Europa, wo derzeit mehr als zwei Millionen Patienten mit Prostatakrebs leben, ist dieses Karzinom eines der häufigsten bei Männern. In Österreich sind mehr als 60.000 Menschen von der Erkrankung betroffen, jährlich werden rund 5500 Neuerkrankungen diagnostiziert – und obwohl in Österreich jeder 30. Patient, oder anders ausgedrückt, alle sieben Stunden ein Mann an einem solchen Tumor verstirbt, nehmen nur 15 Prozent der Männer eine urologische Vorsorgeuntersuchung wahr. Bei dieser wird unter anderem der Wert von PSA (prostataspezifisches Antigen) ermittelt – eine Erhöhung kann auf Krebs deuten.

Warnzeichen beachten!

Im Frühstadium ist der Krebs kaum bemerkbar, allerdings kann es mitunter schon einige schwache Zeichen geben, auf die Mann achten sollte:
Verzögerung, Verhalten oder Schmerzen beim Urinieren
häufigerer Harndrang als sonst, vor allem in der Nacht
Harnträufeln
Blut im Harn (selten)
Impotenz
Rückenschmerzen

Freilich kann man auch dem Krebs des Mannes bis zu einem gewissen Grad vorbeugen. Unter anderem durch die richtige Ernährung. Untersuchungen haben gezeigt, dass hoher Konsum von gesättigten Fettsäuren und tierischen Fetten das Risiko speziell für Prostatakrebs um bis zu 200 (!) Prozent erhöhen kann. Einen positiven Einfluss dagegen hat das Spurenelement Selen, dieses soll die Prostatakrebsrate senken können. Anzuraten sind ferner Gemüse, Getreide, grüner Tee, Hülsenfrüchte und Leinsamen.

Gegen Krebs, für die Potenz

Aber auch regelmäßige Bewegung kann der Gesundheit der Vorsteherdrüse dienen. Allerdings: Wer erst mit 50 oder 60 an seine (Prostata-)Gesundheit denkt und seinen Lebensstil entsprechend ändert, für den kann es bereits zu spät sein. Krebsvorsorge beginnt ganz früh, spätestens jedoch mit 30 sollte man damit beginnen. Letztlich fördert ein gesunder Lebensstil auch die Potenz.

Wer an einer der drei Studien teilnehmen möchte, soll sich mit dem AKH Wien und dort mit Frau Dagmar Liebhart 01/404 00 75 72 in Verbindung setzen.

VORSTEHERDRÜSE

Die Prostata ist eine Drüse, die unterhalb der Harnblase liegt und den ersten Teil der Harnröhre umschließt.

Die Vorsteherdrüse produziert einen wesentlichen Anteil des Spermas. Wachstum und Funktion der Prostata werden vorwiegend durch das Geschlechtshormon Testosteron gesteuert.

Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern die sechsthäufigste Todesursache aller Krebsarten. In Österreich stirbt alle sieben Stunden ein Mann an diesem Karzinom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2010)

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