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Auto raste in Umzug: Untersuchungshaft für Lenker

Der silberne Mercedes Kombi, mit dem der Fahrer in den Umzug fuhr
Der silberne Mercedes Kombi, mit dem der Fahrer in den Umzug fuhrAPA/AFP/INA FASSBENDER
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60 Menschen wurden verletzt, als ein Mann mit seinem Auto absichtlich in einen Rosenmontagszug in Nordhessen fuhr. Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat gab es vorerst nicht.

Ein Mann, der am Montag mit einem Auto in der nordhessischen Stadt Volkmarsen in eine Menschenmenge gefahren ist, war nicht alkoholisiert. Ob er unter Drogeneinfluss gestanden habe, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag. Das Motiv des Mannes (29) blieb vorerst unklar. Das Motiv des deutschen Staatsbürgers, der aus Volkmarsen kommt, ist noch unklar.

Der Fahrer, der sein Fahrzeug in einen deutschen Karnevalsumzug gesteuert hat, kommt in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Kassel habe dies auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wegen dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes, der gefährlichen Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr angeordnet, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat lagen nicht vor. Das Innenministerium schloss einen Anschlag nicht aus. Ein Sprecher der Behörde begründete das am Montag mit der Situation vor Ort. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war der Mann der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Zahl der Verletzten stieg auf 60

Bisher sei der Mann nicht vernehmungsfähig. Der 29-Jährige war in der nordhessischen Stadt mit einem Auto in einen Rosenmontagszug gefahren. Die Zahl der Verletzten stieg bis zum frühen Nachmittag auf fast 60, darunter 18 Kinder, das jüngste drei Jahre alt. Wie stark die Kinder verletzt sind, war zunächst unklar. Am Dienstagmittag befanden sich noch 35 Menschen in stationärer Behandlung, wie die Polizei in Kassel mitteilte. Weitere wurden demnach ambulant behandelt. Auch der Fahrer zog sich den Angaben zufolge Verletzungen zu.

Der Tatort in Volkmarsen wurde am Dienstag wieder freigegeben. Die Straße in der Innenstadt werde noch gereinigt und sei dann wieder für Fußgänger und Autofahrer nutzbar, sagte ein Polizeisprecher vor Ort.

Festnahme wegen Gaffervideos

Ein sogenanntes Gaffervideo hatte am Montag auch zu einer zweiten Festnahme geführt. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt sagte, gegen den Festgenommenen werde wegen "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Filmaufnahmen" ermittelt. Ob es darüber hinaus einen Zusammenhang zu dem Vorfall gegeben habe, müsse noch ermittelt werden. Die Karnevalisten in Hessen sagten eine Reihe geplanter Umzüge für Dienstag ab - viele hielten jedoch auch an ihren Plänen fest. Es gebe keine konkreten Hinweise darauf, dass sich die Gefährdungslage für die noch geplanten Umzüge im Land erhöht habe, teilte das hessische Innenministerium mit.

APA/AFP/Hessischer Rundfunk/MATT

Fake News kursieren im Netz

Die Polizei warnte außerdem vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters. "Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter", schrieb die Polizei Nordhessen am späten Montagabend bei Twitter über ein Foto, das den Angaben zufolge kursierte. "Teilen Sie keine Falschnachrichten!", hieß es.

Am Montagabend sprach CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. "Meine Gedanken & Gebete sind bei den Verletzten des schlimmen Vorfalls in Volkmarsen. Ich wünsche allen Verletzten eine schnelle Genesung", schrieb Kramp-Karrenbauer bei Twitter. "Ich habe Vertrauen darin, dass die Polizei die Hintergründe schnell aufklärt. Mein Dank gilt allen Helfern vor Ort, die im Einsatz sind."

Unterdessen soll der beliebte Frankfurter Fastnachtszug im Stadtteil Heddernheim ("Klaa Paris") am Faschingsdienstag dennoch starten. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, "wir werden Fastnacht feiern", sagte der Vorsitzende der Zuggemeinschaft, Ulrich Fergenbauer, am Montag dem "Hessischen Rundfunk".

(APA/dpa)

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