Pizzicato

Der Maharadscha im Weißen Haus

Wie aus einem orientalischen Märchen. So fabulierte der Mogul aus dem fernen Land, der Maharadscha im Weißen Haus, vor der Abreise ins Morgenland, ins indische Ahmedabad.

Millionen, ach was, Abermillionen würden ihre Huldigungen darbringen, und im Cricketstadion würden ihn Sprechchöre empfangen. So hatte es ihm sein Gastgeber, Indiens Premier, Narendra Modi, versprochen. Gerade dass er nicht eine Parade von Elefanten, Tigern, Königskobras und heiligen Kühen aufmarschieren ließ. In der Abenddämmerung bot sich ihm und der First Lady ganz in Weiß das Taj Mahal im marmornen Glanz dar. Herz, was willst du mehr!

Warum nicht gleich in Indien bleiben und sich zum Kaiser krönen, wo ihm daheim – in der „Bananenrepublik“, wie ein deutsches Magazin titelt – doch nur Unbill erwartet: grummelnde Greise wie „Crazy Bernie“, „Mini Mike“ und die bald 90-jährige Hollywood-Ikone Clint Eastwood? Der Republikaner, ein eingefleischter Libertärer, rief just im „Wall Street Journal“ zur Wahl Bloombergs auf.

Überhaupt die Deutschen! Diese „Narren“ mit ihren Trump-Masken und Persiflagen. Und Hillary Clinton rollen sie bei der Berlinale den roten Teppich aus. Wo Hollywood neuerdings asiatische Schocker wie „Parasite“ mit dem Oscar prämiert, ist Donald Trump Bollywood lieber – samt Schleiertänzen und Herzschmerz. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2020)

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