Anlage

Börse: Verlustangst hält Frauen fern

Der Bausparvertrag bleibt bei Frauen die beliebteste Altersvorsorge.

Wien. Angst und vermeintliches Nichtwissen lähmen Frauen auf dem Aktienmarkt: Nur 15 Prozent investieren zur Altersvorsorge in Wertpapiere – die Übrigen verzichten zugunsten des Sicherheitsgefühls auf Ertrag, wie eine Umfrage der Spectra-Marktforschung zeigt.

Viele Frauen fürchten sich davor, in der Pension nicht mit den staatlichen Geldern auszukommen – jede vierte Frau müsste im hohen Alter von weniger als 1000 Euro im Monat leben, bei Männern trifft das nur jeden Zehnten. Da kommt die private Vorsorge ins Spiel – zumindest für die 52 Prozent der Frauen, die es sich überhaupt leisten können, Geld anzulegen.

Im Schnitt haben die Österreicher monatlich 150 Euro zum Veranlagen parat. Neben Bausparvertrag und Lebensversicherung gehört das Sparbuch nach wie vor zu den mit Abstand beliebtesten Anlageformen bei Frauen und Männern – obwohl sie bei der Vorsorge per Sparbuch jedes Jahr zwei Prozent des ersparten Geldes einbüßen. „Wertpapiere sind für reale Erträge da, das Sparbuch sichert die allgemeine Liquidität ab“, sagt Heike Arbter, Vorstandsmitglied der Raiffeisen Centrobank.

Nachhaltige Aktien

Die vergangene Dekade war eine besonders gute auf dem weltweiten Aktienmarkt. Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie trüben die Prognosen für das heurige Jahr zwar leicht, Analysten sind aber optimistisch. Insbesondere der Markt für nachhaltige Fonds, jüngst Wasserstoff-Aktien, ist stark gewachsen. 2018 erreichte deren Volumen in Österreich mit 21 Milliarden Euro – 13 Prozent vom Gesamtmarkt – einen neuen Rekord. Nachhaltige Investments sind nicht mehr oder weniger riskant als konventionelle: Verantwortungsvolles Handeln der Unternehmen führt zwar meist zu geringeren Risken, Kapitalverluste können aber nicht ausgeschlossen werden.

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Sicherheit ist für 69 Prozent der befragten Frauen und 66 Prozent der Männer wichtiger als hohe Erträge. Frauen schätzen ihr Finanzwissen trotz höherer Akademikerquote schlechter ein als Männer. Dementsprechend ist auch ihr Misstrauen gegenüber Aktienmärkten höher. 71 Prozent der Frauen haben Angst vor hohen Verlusten, während diese Möglichkeit nur 62 Prozent der Männer besorgt. Insgesamt entscheiden sich 27 Prozent der Männer zur Pensionsvorsorge mittels Wertpapieren. In Investmentfonds und Aktien investieren sie verglichen mit Frauen sogar dreimal öfter.

Aller Börseneinstieg ist schwer

Den perfekten Einstiegszeitpunkt gibt es an der Börse nicht, abzuwägen gilt es aber. Manche warten einen Börsencrash ab, andere fixieren sich auf einzelne Unternehmen mit einem guten Lauf – beides falsche Ansätze. Wer sich beraten lässt, sollte eher Anlagestrategien folgen als konkreten Produktempfehlungen und sein Geld auf mehrere Aktien aufteilen. Für Einsteiger etablieren sich Anlagezertifikate zunehmend: Kapitalschutz-Zertifikate eignen sich wohl am besten für sicherheitsorientierte Anleger, Teilschutz-Zertifikate bieten einen hohen Sicherheitspolster von mindestens der Hälfte und entwickeln sich gut. (ozl)

>> Serie: Börse für Einsteiger

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2020)

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