Seit das Coronavirus Italien erreicht hat, ist das Geschäft mit der Krisenvorsorge auch in Österreich explodiert. Ein heimischer Händler berichtet über den Boom seines Lebens.
Wien. Die vergangenen Tage sind für Alexander Jungwirth wie im Traum vergangen. Seit sechs Jahren vertreibt der Oberösterreicher Überlebenspakete, Schutzanzüge und Notrationen für den Krisenfall. „Seit am Samstag der erste Coronavirus-Fall in Norditalien bekannt wurde, gehen bei uns die Bestellungen durch die Decke“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. In den wenigen Tagen hatte er alleine über seinen Onlineshop Krisenvorsorge.at hundert Mal mehr Aufträge abzuwickeln, als in einer durchschnittlichen Woche. Am Dienstag reichte es dann seinem Bezahlanbieter PayPal. Er sperrte Jungwirths Konto, weil in kurzer Zeit so viel Geld dort gelandet ist, dass PayPal Betrug witterte.
Doch es war „nur“ der Ansturm der Österreicher auf die Atemschutzmasken, Schutzbrillen und ABC-Schutzanzüge, die Jungwirth anbietet. Am heikelsten sei die Situation bei den FFB3-Masken, die auch verlässlich vor Viren und Bakterien schützen sollen, sagt der Unternehmer. in den vergangenen Wochen seien die Preise für die Masken um das Fünffache gestiegen. Mittlerweile sei es kaum noch möglich, überhaupt noch an Schutzmasken zu kommen. Die letzten 1500 Stück, die er selbst auf Lager hatte, sind seit dem Wochenende weg. Eine bestellte Lieferung hofft er noch zu bekommen. „Dann ist definitiv einmal Schluss“.
Ruhe bewahren, Notvorrat aufbauen
Bei den Atemschutzmasken seien die virusbedingten Probleme in der globalen Lieferketten bereits sichtbar, bestätigt Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge. Er ruft die Österreicher auf, trotz erster Erkrankungen in Österreich Ruhe zu bewahren, aber „langsam in den Krisenmodus zu schalten“.
Dabei gehe es aber weniger um die Gefahr, sich selbst mit dem Virus anzustecken. Realistischer seien Lieferengpässe für Supermärkte durch Ausfälle in der Infrastruktur. Spätestens im Mai würden die Europäer spüren, dass weniger Waren aus Asien ankommen. „Vorsorge ist lebenswichtig“, sagt er. Wer sich schrittweise einen Vorrat an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten für 14 Tage daheim einbunkere, sei fürs Erste gerüstet. Derzeit habe nach seinen Schätzungen aber nur jeder dritte Haushalt Nahrungsmittel für länger als eine Woche daheim. Ein Drittel der Bevölkerung müsste spätestens am vierten Tag in den Supermarkt gehen, um sich etwas Essbares zu organisieren.