Champions League

100 Millionen Euro zum Vergessen

Turbulente Zeiten im Santiago Bernabéu: Real Madrids Rekordtransfer Gareth Bale.
Turbulente Zeiten im Santiago Bernabéu: Real Madrids Rekordtransfer Gareth Bale.(c) APA/AFP/OSCAR DEL POZO
  • Drucken

Mit viel Glück hat Gareth Bale das bisher letzte Duell zwischen Real Madrid und Manchester City zugunsten der Spanier entschieden. Sonst geriet sein Engagement zu einem sündhaft teuren Missverständnis.

Manchester. Der 100-Millionen-Euro-Rucksack wiegt einfach zu schwer. Beinahe alle zehn Fußballprofis, die bisher mit Ablösesummen jenseits dieser Marke eingekauft worden waren, konnten die Erwartungen nicht erfüllen (Neymar, Pogba, Griezmann, Coutinho, João Félix). Andere floppten geradezu (Dembélé). Real Madrid hat gleich zwei Spieler aus dieser unrühmlichen Liste in seinen Reihen.

Da wäre Eden Hazard, der im Sommer für genau 100 Mio. Euro von Chelsea kam, angeblich mit Übergewicht, jedenfalls aber in Unform. Neuerdings ist der Belgier zudem verletzt (Fraktur des rechten Wadenbeins) und fällt für das Hinspiel am Mittwoch im Champions-League-Achtelfinale bei Manchester City (21 Uhr, live, Sky) aus.

Und dann wäre da Gareth Bale. Der Waliser, inzwischen 30 Jahre alt, hat die 100-Mio.-Dimension überhaupt erst eröffnet, als er im Sommer 2013 als damaliger Rekordtransfer für 101 Mio. Euro von Tottenham zu Real wechselte. Kolportiertes Jahresgehalt: 15 Mio. Euro, Vertrag bis Sommer 2022.

Doch Bale wurde in Madrid zumindest sportlich nicht glücklich. Die Leistungen waren durchwachsen, er war oft verletzt, und weil er das Rampenlicht meidet und noch immer kaum Spanisch spricht, fiel er bei Fans und Medien in Ungnade. Im Santiago Bernabéu wird er meist gnadenlos ausgepfiffen, aus der Kabine drangen Mobbinggerüchte. Der Plan, nach Cristiano Ronaldos Abgang die Rolle des Anführers zu übernehmen, scheiterte.

Im Sommer kam ein Angebot von Jiangsu Suning aus Nanjing, das „man unmöglich ablehnen konnte“, wie Bales Berater erklärte. Glaubt man den Chinesen, war der Deal zu 90 Prozent durch, ehe Real einen plötzlichen Sinneswandel vollzog und seinen Rechtsaußen doch nicht mehr verkaufen wollte.

Bale war es immerhin, der das bisher letzte Duell mit Manchester City für die Madrilenen entschied. Es war das Halbfinale der Champions League 2015/2016 und zugleich eines der langweiligsten der jüngeren Geschichte. Auf ein 0:0 in Manchester folgte ein 1:0-Heimsieg von Real. „Es war wenig Fußball dabei“, meinte der damalige City-Coach, Manuel Pellegrini. „Kein Team hat sich den Sieg verdient.“

Cristiano Ronaldo blieb blass, Bale versuchte es zumindest aus spitzem Winkel und hatte Glück: Citys Fernando fälschte unhaltbar ab. Dank des Eigentores zog Real ins Finale ein, holte den ersten von drei Champions-League-Titeln in Folge unter Zinédine Zidane, doch niemand wusste so recht, warum die glanzlosen Spanier am Ende eigentlich triumphiert hatten.

Ob Bale am Mittwoch wieder gegen City auflaufen wird, ist unmöglich vorherzusehen. Manchmal spielt er, manchmal hat er Kurzeinsätze, oft sitzt er nur auf der Tribüne. Wie bei Reals Cup-Aus vor drei Wochen gegen Real Sociedad (3:4). Da hat sich Bale überhaupt vorzeitig auf den Heimweg gemacht. „Er wollte den Verkehr meiden“, erklärte sein Berater. (joe)

Achtelfinale, Hinspiele: Real Madrid – Manchester City (21 Uhr, Sky), Lyon – Juventus (21 Uhr, Dazn, Sky).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.