Henne und Ei.

Was kommt nach dem Käfigverbot?

Begrünten Auslauf genießen nur Hennen in Freilandhaltung (acht Quadratmeter pro Tier, für Bio-Freilandhennen zehn).
Begrünten Auslauf genießen nur Hennen in Freilandhaltung (acht Quadratmeter pro Tier, für Bio-Freilandhennen zehn).(c) Getty Images/EyeEm (Christopher Murray / EyeEm)
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Seit Jänner ist Käfighaltung von Legehennen Geschichte. Gegessen wird Käfigei – oft unerkannt – en masse.

Wien. Mit Jahresanfang hat die letzte Legehenne ihren Käfig verlassen – die zehnjährige Übergangsfrist des Verbots der Käfighaltung bei Legehennen ist nun zu Ende. Zuvor war es erlaubt, diese in „ausgestalteten Käfigen“ zu halten. In diesen sind statt 550 cm2 wie in den alten Käfigen 600 cm2 pro Henne vorgeschrieben, also gut ein DIN-A4-Blatt, dazu gibt es Sitzstangen, Nestflächen und Einstreu. Ist das Thema Käfigei in Österreich damit Geschichte? Bei der Haltung ja, beim Konsum noch lang nicht.

Österreich sei eine „Blase der Seligen“, das sagt Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, der im Auftrag von Vier Pfoten dazu eine Studie erstellt hat: Demnach stammen weltweit 95 Prozent der Eier von Käfighennen, in der EU (die alten Käfige sind EU-weit verboten, die „ausgestalteten“ Käfige erlaubt) liegt der Käfiganteil bei über 50 Prozent.

Dass in Sachen Eier einiges im Argen liegen dürfte, zeigen jüngste Berichte: Im Mostviertel soll ein Betrieb importierte, verdorbene Eier zu Flüssigware verarbeitet und falsch gekennzeichnet weiterverkauft haben. Aber auch abgesehen von diesem Fall, in dem nun wegen des Verdachts des Betrugs ermittelt wird, landen viele Käfigeier auf heimischen Tellern: Obwohl Ei-Erzeugung und Eigenversorgungsgrad seit der Einführung der strengen Haltungsvorschriften weiter gestiegen sind (auf zuletzt rund 80 Prozent), werden täglich fast zwei Millionen Eier als Schalenei oder Eiprodukt importiert. Zum Großteil stammen diese aus Käfigen aus der EU, aber auch aus der Ukraine oder Indien. Der Konsument findet sie, über den Umweg Flüssigei, in der Schnitzelpanier im Gasthaus, als Eierspeise am Hotelbuffet oder im Fertigkuchen.

Dass in Kantinen, in der Gastronomie oder auf Fertigprodukten Herkunft und Haltungsbedingungen nicht nachvollziehbar sind, sorgt für Kritik – von heimischen Bauern wie von Tierschützern. „Zumindest im Einkauf für öffentliche Einrichtungen, für Kindergärten, Schulen, Spitäler oder beim Heer sollte die Einhaltung des österreichischen Tierschutzgesetzes Standard sein“, sagt Michael Wurzer von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) bei einer Debatte auf Einladung von Vier Pfoten. „Unsere Hauptforderung ist, Transparenz über die Haltung zu schaffen. In der Gastronomie ist jedes zweite Ei ein importiertes Käfigei“, sagt Eva Rosenberg von Vier Pfoten.

Großmarkt listet Käfigeier aus

Ein Schritt in Richtung mehr Transparenz ist immerhin vorgesehen: Die Regierung will laut Programm ab 2021 in der öffentlichen und privaten Gemeinschaftsverpflegung eine Kennzeichnung der Herkunft von Milch, Fleisch und Eiern umsetzen. Auch in verarbeiteten Produkten im Handel findet man noch einen hohen Anteil an Käfigeiern. Rewe (Billa, Merkur, Penny usw.) hat sich, so Aufsichtsrat Frank Hensel, verpflichtet, dass zumindest in Produkten der Eigenmarken keine Käfigeier mehr verwendet werden.

Und auch in Wien könnte sich der Anteil der konsumierten Käfigeier in den kommenden Jahren verringern: Der Großmarkt Wien hat sich jüngst verpflichtet, dass ab 2023 keine Käfigeier mehr verkauft werden. Dieser Verkauf ist auf Wiener Märkten zwar seit 2018 verboten – der Großmarkt ist davon aber ausgenommen. 2019 wurden trotz Verbots auf Wiener Märkten noch Käfigeier gefunden, bei einem aktuellen Marktcheck durch Vier Pfoten war das nicht mehr der Fall.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2020)

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