Auf Teneriffa wurde eine Hotelanlage mit rund tausend Gästen abgeriegelt, da ein Urlauberpaar aus Italien am Coronavirus erkrankt ist.
Santa Cruz/Wien. Rund tausend Hotelgäste sitzen auf der Urlauberinsel Teneriffa in einem Vier-Sterne-Hotel fest, unter ihnen sind mindestens zehn Österreicher. „Aktuell haben wir zehn Österreicher, die über TUI gebucht haben“, sagt die Pressesprecherin des Reiseveranstalters, Kathrin Limpel, zur „Presse“. Doch vermutlich halten sich noch mehr Gäste aus Österreich in der Hotelanlage im Süden der Kanaren-Insel auf.
Hunderte von Urlaubern vor allem aus Großbritannien, Belgien, Frankreich, aber auch Österreich und Deutschland wurden von der Leitung des H10 Costa Adeje Palace am Dienstagfrüh aufgefordert, in ihren Zimmern zu bleiben. Einer der Gäste wurde positiv auf das Coronavirus getestet: Ein 69 Jahre alter Arzt aus der Lombardei – jener Region Norditaliens, die derzeit am stärksten vom Ausbruch des Virus betroffen ist – hatte sich am Sonntag wegen typischer Symptome selbst in ein Krankenhaus begeben. Ein Schnelltest bestätigte die Vermutung: Es handelt sich um Covid-19. Mittlerweile wurde der Mann in die Isolierstation der Universitätsklinik in die Hauptstadt Santa Cruz verlegt. Auch bei seiner Frau wurde am Dienstagnachmittag eine Infektion nachgewiesen. Für alle weiteren Gäste der Hotelkette H10 in Adeje heißt das: Sie müssen vorerst in ihren Zimmern bleiben. Das Wort „Quarantäne“ haben die spanischen Behörden bisher vermieden, noch ist die Rede von „sanitärer Kontrolle“.
Unter den rund 1000 Gästen der Anlage mit 500 Zimmern und vier Swimmingpools regte sich am Dienstagnachmittag Unmut: Man sei nicht ausreichend informiert worden, so die Urlauber. Diese fanden am Dienstagfrüh einen Zettel in ihren Zimmern, der unter der Tür durchgeschoben worden war: „Wir müssen Sie darüber informieren, dass das Hotel aus gesundheitlichen Gründen abgeriegelt worden ist. Solange die Gesundheitsbehörden dies anordnen, müssen Sie in Ihren Zimmern bleiben.“ Seither habe man kaum Informationen bekommen, klagt einer der Gäste in sozialen Netzwerken. Die Rezeption sei unbesetzt, viele Mitarbeiter nicht zur Arbeit gekommen. Während die Gäste zunächst noch die Sonnenliegen rund um die Pools nutzen durften, hieß es am Nachmittag offenbar: Zurück auf die Zimmer. In britischen Medien beklagten sich Hotelgäste, dass sie nicht ausreichend mit Essen versorgt würden. Vor dem Hotelgebäude flattern Absperrbänder. Das Eingangstor zur Anlage wurde mit einer Kette samt Schloss versperrt. Die Polizei hat draußen Stellung bezogen.
Entscheidung liegt bei Behörden
TUI Österreich erklärte, dass die lokalen Reisebetreuer Kontakt zu den eingeschlossenen Österreichern aufgenommen hätten. Doch die Behörden vor Ort würden bestimmen, wie lange die Gäste im Hotel bleiben müssten, so TUI-Sprecherin Limpel.
Mittlerweile gibt es in Spanien fünf bestätigte Coronafälle: Eine Frau aus Barcelona dürfte sich während einer Italien-Reise angesteckt haben. In den vergangenen Wochen waren ein Deutscher auf der Insel La Gomera und ein Brite auf Mallorca positiv getestet worden.
Das italienische Paar, das auf Teneriffa erkrankt ist, war fast eine Woche in dem Hotel auf Urlaub, bevor die beiden erste Symptome bemerkten. Doch in dieser Zeit könnten sie weitere Gäste angesteckt haben, die sich längst nicht mehr im Hotel befinden, sondern wieder zurück in ihre Heimatländer gereist sind, mit oder ohne Virus im Gepäck.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2020)